JEUDI 5 JUIN 2008 | DONNERSTAG, 5. JUNI 2008

Das Wichtigste für mich war, dass Cottbus in der Liga bleibt

Ein Treffen mit Bojan Prasnikar, dem slowenischen Trainer von Energie Cottbus, 1. Teil

Eine Reportage der Bösen Wölfe: Alina und David

(Das vollständige Interview ist am Ende der Reportage zu lesen)

              

                      Foto:  Grand méchant loup | Böser Wolf


Kurz vor dem Start der EM 2008 haben wir mit dem Trainer der europäischsten Mannschaft der Bundesliga gesprochen. Am 10. Mai sicherte sich die Fußballmanschaft von Energie Cottbus den Klassenerhalt in der Ersten Bundesliga. Für manche mag es nicht viel bedeuten, doch für Fußballkenner war es eine kleine Sensation. Der Trainer wurde von den Spielern mit Champagner begossen und die Mannschaft feierte „drei Tage lang und darum haben wir das nächste Spiel verloren“, verriet uns später Bojan Prasnikar, der Trainer der Mannschaft.
Wir wollten ihn schon lange treffen, nicht nur, weil er ein erfolgreicher Trainer ist, er ist sogar als „Trainer der Saison“ nominiert, sondern auch, weil er aus Slowenien kommt.
Und so sind wir nach Burg gefahren, eine Kleinstadt im Spreewald in der Nähe von Cottbus, denn dort wohnt Bojan Prasnikar seit dem 28. September 2007. Wir waren in der Bäckerei 30 mit ihm verabredet, eine große Bäckerei mit Café im Zentrum des Kurortes. Wir kamen eine Viertelstunde zu früh und sahen ihn schon von weitem, wir gingen gleich auf ihn zu und fühlten uns sofort mit ihm vertraut.
Bojan Prasnikar ist ein sehr offener Mensch, witzig und nett. Er sieht braun gebrannt aus, was wahrscheinlich daran liegt, dass er viel Zeit draußen auf dem Sportplatz verbringt.
Aufgewachsen ist er in dem ehemaligen Jugoslawien, in der Teilrepublik Slowenien. Er wohnte in der Nähe eines Sportplatzes, wo er mit anderen Jungen immer Fußball spielte. Dann trat er in einen Verein ein, war auf einem Gymnasium, studierte danach und wurde schließlich Sportlehrer, 18 Jahre lang. „Nebenbei war ich in der Mannschaft einer der besten Spieler, auch Torjäger und Trainer, aber kein Profitrainer“, erzählt er uns, als ob es das Normalste der Welt gewesen wäre. Vor 15 Jahren wechselte er in den Profibereich, seine Erfahrungen als Lehrer und Fußballpieler waren ihm dabei sehr behilflich.
Als man Bojan Prasnikar einen Vertrag bei Energie Cottbus anbot, freute er sich sehr, denn „für mich war die Bundesliga etwas Besonderes, ich habe immer Bezug dazu gehabt, immer im Fernsehen gesehen, wie es um den Verein stand. Cottbus war schon zwei, drei mal in der Ersten Liga, die beste Mannschaft der Zweiten Liga, darum habe ich schon einige Informationen vorher von der Mannschaft gewusst.“
Leicht war es für ihn nicht, als er hier im Herbst ankam: „Alle Spieler waren für mich unbekannt. Und ich auch für sie. Die ersten Tage waren bestimmt sehr schwer für beide Seiten.“ Energie Cottbus ist ein sehr interessanter, außergewöhnlicher Verein. Die Spieler kommen aus fünfzehn verschiedenen Nationen, sprechen also fünfzehn verschiedene Sprachen. Bojan Prasnikar hatte zwar deutsch in der Schule gehabt, aber vieles vergessen. Das erste Problem war also die Verständigung untereinander. Die Spieler, die kein Deutsch sprechen, besuchen mehrmals die Woche einen Sprachkurs. „Wenn wir uns besser verst?ndigen, dann haben wir bessere Möglichkeiten. Die wichtigste Sprache bei uns ist die deutsche Sprache“, erklärte uns Prasnikar. Ein großer Vorteil für den slowenischen Trainer ist auch seine Mehrsprachigkeit. Da er in Ex-Jugoslawien aufgewachsen ist, spricht er slowenisch, seine Muttersprache, und zusätzlich serbo-kroatisch. Deshalb kann er auch mit Spielern vom Balkan in ihrer Muttersprache sprechen und das erleichtert die Kommunikation.
Deutsch sprechen ist für ihn also sehr wichtig, wichtiger aber ist das Fußballspielen.
Als Bojan Prasnikar nach Cottbus kam, war der Verein „die letzte Mannschaft in der Liga, ganz unten“. Die Prognosen standen ganz schlecht. Deshalb ist die Rolle des Trainers entscheidend. „Es ist ein universaler Job, ein komplizierter Beruf. Der Trainer muss schreiben und rechnen können, Fußball spielen. Psychologie und Philosophie sind auch sehr wichtig, alles ist ein Ganzes“, sagt Prasnikar.

 

 

Der Trainer ist schießlich der Leitwolf des Mannschaftsrudels

Ein Treffen mit Bojan Prasnikar, dem slowenischen Trainer von Energie Cottbus, 2. Teil
Eine Reportage der Bösen Wölfe: Alina und David (Fortsetzung)

           

                     Foto:  Grand méchant loup | Böser Wolf

Der Trainer hat das Sagen. Er ist schließlich der Leitwolf des Mannschaftsrudels. Dabei spielt Disziplin eine große Rolle. Denn wenn du zu spät zum Flughafen kommst, ist dein Flug weg. Das bedeutet Zusammenarbeit: Wenn einer aus der Gruppe zu spät kommt, müssen alle warten. Und das geht nicht.“
Die Strategie des Trainers hängt vom Platz der Mannschaft in der Bundesliga ab. Die Siegermannschaft muss immer versuchen, den ersten Platz zu behalten. Sie steht unter einem großen Druck. Bei den anderen Mannschaften ist es anders:

Jeder Punkt ist sehr wichtig, darum ist es ein Kampf um jeden Punkt. Am Ende waren schließlich mehr Niederlagen als Siege. Und psychologisch ist es sehr schwer und das bedeutet, dass der Trainer hier viel unterstützen muss.“
Und das tat Prasnikar. Keiner rechnete noch mit dem Klassenerhalt von Energie Cottbus. Aber er ermutigte die Mannschaft und redete ihr ein, dass es möglich war. Wir hatten eine sehr schwere Aufgabe, wir haben Kampf gegen alle Mannschaften geführt. Wir haben einen Supererfolg gehabt.“ Das freute natürlich alle Fans, auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Ehrenmitglied der Mannschaft ist und gesagt hat, dass sie immer an diese Mannschaft geglaubt hat.
Es wird also in der nächsten Saison wieder ein harter Kampf sein. Cottbus muss als kleine Mannschaft mit einem kleinen Etat auskommen und gegen andere Mannschaften antreten, die über ein viel größeres Budget verfügen, dass heißt, das sie bessere Spieler kaufen können.
Der Erfolg von Energie Cottbus freute nicht nur Fans in Deutschland. Durch Prasnikar sind jetzt viele Slowenen auch Fans dieser Mannschaft.
Und so kamen wir auf das Thema Slowenien.
Wir wollten wissen, ob sein Land sich geändert hat, seitdem es der EU beigetreten ist. Er erklärte uns, dass die Slowenen sehr froh darüber seien, auch über die Einführung des Euros, nur dass dadurch die Preise sehr gestiegen sind, obwohl die Leute nicht mehr verdienen als früher.
Irgendwann wird er auch nach Slowenien zurückkehren. Seine Erfahrungen in der Bundesliga werden ihm neue Möglichkeiten in anderen Vereinen eröffnen. Aber bis Juni 2010 wird er erstmal in Cottbus bleiben. Bis dahin läuft sein Vertrag.
Jetzt ist Bojan Prasnikar zu seiner Familie nach Slowenien gefahren. Er besucht sie endlich nach drei langen Monaten. Am Anfang fuhr er fast jeden Monat dorthin, aber „danach war zuviel Druck“, er und seine Mannschaft mussten sich maximal konzentrieren auf das Wichtigste“. Bojan Prasnikar wohnt 70 Kilometer von Ljubiljana, der Hauptstadt, entfernt   „in einem Dorf, wo es genau so schön ist wie hier in Burg“. Sowohl sein Sohn (20) als auch seine Tochter (9) spielen viel Fußball, sein Sohn ist sogar Profi. Er freut sich sehr auf seine Familie und auch auf das slowenische Essen, das er hier nicht bekommt, denn „keiner kennt das hier“.
In seinen Koffer hatte er viele Trikots mit den Farben von Cottbus eingepackt!

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Das Interview - Bojan Prasnikar beantwortet die Fragen der Bösen Wölfe

Bojan Prasnikar kommt aus Slowenien und ist der Trainer von Energie Cottbus, der europäischsten Mannschaft der Bundesliga mit 15 verschiedenen Nationalitäten. Er hat den Klassenerhalt in diesem Jahr souverän und sogar einen Spieltag vor Saisonende geschafft. In den Prognosen am Anfang der Saison hatten 90% der Leser des kicker-Sportmagazins den Abstieg erwartet. Wir haben ihn interviewt...

 

KINDHEIT UND JUGEND

 

 

 

Foto: Grand méchant loup | Böser Wolf

Was wollten Sie werden, als Sie ein Kind waren?

Schwere Frage. Ich habe in der Nähe eines Sportplatzes gewohnt und war den ganzen Tag auf diesem Sportplatz. Das bedeutet, dass die Jungen immer zusammen waren und Fußball spielten. Sport habe ich immer sehr gern gemacht, also habe ich Sport studiert.

Welche Ausbildung braucht man für Ihren Beruf?

Fußball ist eine sehr komplizierte Sache. Bei mir war es so, dass ich zuerst auf die Uni ging, ich war 18 Jahre lang Sportlehrer auf dem Gymnasium. Ich war auch Fußballspieler. Nebenbei war ich Trainer, aber kein Profitrainer. Vor 15 Jahren ging ich in den Profifußball, und jetzt habe ich diese Erfahrungen als Lehrer, als Spieler und Torjäger, als Trainer. Alles geht zusammen.

Und Sie sind Trainer geblieben?

Ganz am Anfang war es eine schwere Entscheidung. Entweder werde ich Profifußballer, oder Trainer oder Amateur, oder ich werde Lehrer auf dem Gymnasium. Im Leben musst du immer Entscheidungen treffen, du kommst an eine Kreuzung und musst entscheiden, wohin du jetzt gehst, rechts oder links. Wenn du den ersten Schritt schwach machst, dann ist alles schwach. Deshalb ist es ganz wichtig, beim ersten Schritt eine gute Entscheidung zu treffen, und dann geht es den richtigen Weg.

Wann waren Sie zum ersten Mal in Deutschland?

Das ist schon lange her. Ich habe, als ich 15 war, einen Freund meiner Eltern besucht.

COTTBUS

Und seit wann sind Sie Trainer in Cottbus?

Seit dem letzten Jahr, genau seit dem 28. September.

Konnten Sie schon deutsch?

Ja, wir hatten schon deutsch in der Grundschule, von der 5. bis zur 8. Klasse und dann auf dem Gymnasium, aber wenn man wenig spricht, vergisst man vieles.

Kannten Sie überhaupt den Verein Energie Cottbus, bevor Sie hier Trainer wurden?

Ich muss sagen, alle diese Mannschaften der Bundesliga waren mir sehr bekannt. Für mich war die Bundesliga etwas Besonderes, ich habe immer Bezug dazu gehabt und immer im Fernsehen gesehen, wie es um den Verein stand. Cottbus war schon zwei, dreimal in der ersten Liga, die beste Mannschaft der zweiten Liga, darum hatte ich schon einige Informationen über die Mannschaft.

Wie haben die Spieler Sie aufgenommen, als Sie in Cottbus anfingen?

Alle Spieler waren für mich unbekannt. Ich bin hierher gekommen und war auch für sie unbekannt. Die ersten Tage waren bestimmt sehr schwer für beide Seiten. Aber ich bin Trainer, ich muss die erste Rolle haben, das bedeutet, ich habe das Sagen. Und wir haben dasselbe Ziel: wir müssen Tore machen. Die Bundesliga ist auch sehr schwer und darum haben wir bestimmt einige Zeit gebraucht, um zusammenzuarbeiten.

Warum, glauben Sie, hat Sie Energie Cottbus unter Vertrag genommen?

Cottbus war in dem Moment die letzte Mannschaft in der Liga, ganz unten, es war schwer, etwas zu machen. Ich brauche nur Zusammenarbeit, mit Arbeit kamen wir in diese neue gute Situation: wir werden in der Liga bleiben.

Ich habe gelesen, dass Sie als Trainer in Slowenien viele Pokale und Meisterschaften geholt haben. Hatten sie, bevor Sie nach Cottbus gingen, schon Erfahrung mit dem Abstieg?

Ja, ich hatte schon so eine Situation erlebt, vor mehreren Jahren, doch dann hatte ich auch Erfolg mit dieser Mannschaft.

Vermissen Sie manchmal die anderen Spieler aus der früheren Mannschaft?

Das hängt von der Mannschaft ab. Sie hat andere Qualitäten als die alte Mannschaft und es gibt auch Ähnlichkeiten. Aber es ist natürlich besser, Leute, die du kennst, zu haben. Es ist leichter, mit denen zu arbeiten.

Von den drei Mannschaften, die von der 2. Liga in die 1. aufgestiegen sind, letztes Jahr, ist Cottbus die einzige, die es geschafft hat. Die anderen sind wieder abgestiegen.

Ja, das ist richtig, das bedeutet, wir waren sicher eine Überraschung, keiner hat mit uns gerechnet. Es waren sehr schwere Prognosen und das war ein Motiv für uns. Wir haben gesagt, alle haben die Idee, dass wir absteigen werden, aber wir werden zeigen, dass wir recht haben. Schon ein Spiel vor dem Saisonende hatten wir es geschafft. Wir haben gezeigt, dass es möglich war. Wir haben daran geglaubt. Nächstes Jahr ist klar, da kommen drei gute Mannschaften und jede wird hart kämpfen.

Haben Sie mit den Spielern gefeiert, als klar wurde, dass Sie nächstes Jahr weiter in der 1. Liga spielen werden?

Wir hatten eine sehr schwere Aufgabe und haben gegen alle Mannschaften gekämpft. Wir haben einen Supererfolg gehabt und deshalb war es normal zu feiern. So etwas passiert nicht jeden Tag. Deshalb haben wir drei Tage gefeiert, und darum haben wir das nächste Spiel verloren, weil wir zuviel gefeiert haben.

Wird es nächste Saison leichter für Sie und können Sie sogar ein bisschen nach oben in die Tabelle gucken?

Wir wollen, aber Cottbus ist eine kleine Mannschaft mit einem kleinen Etat, und wir werden nächstes Jahr nicht mehr Geld haben als jetzt. Das bedeutet, wir werden wieder in diesem Kampf gegen den Abstieg sein. Wir werden immer zwischen der 1. und 2. Liga sein und deshalb werden wir alles machen, um besser zu werden. Wir werden mehr arbeiten, besser arbeiten, wir werden ein gutes Team haben und wir werden einen Weg suchen, der noch besser als dieses Jahr ist. Gleich von Anfang an müssen wir gegen den Abstieg kämpfen, nicht zu spät.

Wie kam es dazu, dass Frau Merkel Ehrenmitglied der Mannschaft wurde?

Für mich war das am Anfang auch eine Überraschung, dass Angela Merkel Fan unserer Mannschaft ist. Wir sind sehr zufrieden. Angela Merkel gehört zu den wichtigsten Menschen in der Welt, das ist nicht so ein leichte Sache. Es war auch ein großes Echo in Slowenien, weil es eine interessante Sache ist für verschiedene Länder...

Hat sie das selbst entschieden?

Na ja, Angela Merkel kommt selber aus dem Osten Deutschlands, und wir waren sehr zufrieden, weil sie gesagt hat, als wir über den Berg waren: Ich habe immer an diese Mannschaft geglaubt.“ Zusammen sind wir eben stärker.

Sie setzen großen Wert auf Disziplin. Was machen Sie, wenn ein Spieler zu spät zum Training kommt?

Disziplin ist eine normale Sache. Wenn du zu spät zum Flughafen kommst, ist dein Flugzeug weg. Wenn einer aus der Gruppe zu spät kommt, müssen alle warten. Und das geht nicht. Es ist eine normale Sache, wir haben eine Arbeit, wir müssen alle zusammen um die gleiche Zeit kommen. Alle haben ja die gleichen Ziele.

Welche Eigenschaften sollte ein guter Trainer haben?

Sehr schwer zu sagen. Es ist ein universaler Job, ein komplizierter Beruf. Ein Trainer muss schreiben und rechnen können, aber auch Fußball spielen, auch sehr wichtig ist Psychologie und Philosophie. Alles geht zusammen und wenn es hier auf manchen Gebieten besser geht, hat es am Ende einen besseren Erfolg.

Nach den Erfolgen mit Energie Cottbus sind Sie ein Kandidat, Trainer der Saison“ in Deutschland zu werden und das gleich im ersten Jahr hier! Ist Ihnen so etwas schon in Slowenien passiert?

Ja, ich muss sagen, dass diese Nominierung auch für mich eine Überraschung ist, weil ich mir nie Gedanken darüber gemacht habe. Das Wichtigste für mich war, dass Cottbus in der Liga bleibt. Viele Leute in Slowenien sind jetzt auch Fans von Cottbus geworden. Und das ist auch etwas Unglaubliches. Ich werde nächste Woche nach Slowenien fahren und ich muss viele Trikots mit den Farben von Cottbus mitnehmen, weil es für unser kleines Land auch etwas Erstaunliches ist, da bis jetzt war kein Trainer in einer besseren Liga als der Bundesliga war.

 

EUROPA...

Waren Sie schon davor Trainer in einem Verein, der so multikulturell ist?

Wir sind sicher ein sehr interessanter Verein. Wir haben, glaube ich, 15 Nationalitäten in unserem Team. Und am Anfang war es sicher schwer, weil ich selber große Probleme mit der deutschen Sprache hatte, aber dann haben wir ein Gespräch gehabt und gesagt: Wir haben ein Ziel, wir wollen in der Bundesliga bleiben. Das bedeutet: Wir sind in Deutschland, wir sprechen fünfzehn verschiedene Sprachen, wir müssen eine Sprache für alles finden. Welche ist das? Die deutsche Sprache. Zweiter Punkt: Wir spielen alle Fußball, und zwar in Deutschland, also werden wir deutsch sprechen. Jeder muss probieren zu sprechen, jeder muss lernen, weil wir alle in einem Boot sitzen. Die Sprache gibt uns einen Zusammenhalt. Wir leben in Deutschland und die deutsche Sprache muss eine Verbindung sein. Ich lerne auch weiter deutsch, damit ich es besser kann. Und am Ende haben wir einen großen Schritt nach vorne gemacht.

Wie viele Sprachen muss man für Ihren Beruf sprechen?

Je mehr, desto besser. Die Sprachen vom Balkan, Kroatisch, Serbisch, sind für mich sehr bekannt. Viele Leute kennen diese Sprachen nicht und darum spreche ich öfter mit den Spielern in ihrer Muttersprache. Aber dann muss ich diese Sprachen ins Deutsche übersetzen, damit die anderen verstehen, was ich sage. Für die Spieler, die kein deutsch sprechen, gibt es Kurse. Die Spieler haben zwei, drei Mal die Woche Unterricht mit einer Lehrerin zwischen zwei Trainings und dann machen sie einen Test, um zu prüfen, was sie gelernt haben.

Wie ist es mit slowenisch?

Slowenisch ist meine Muttersprache, aber keiner versteht es in der Mannschaft, ich bin der einzige Slowene.

Ist es leichter, wenn man wie Sie aus Slowenien kommt, mit Spielern zu arbeiten, die auch aus Südost-Europa kommen?

Das ist nicht so wichtig. Für mich ist es gut, weil ich alle diese Sprachen verstehe, auch etwas französisch und polnisch. Aber die Spieler haben eine Schwierigkeit, weil ich verstehe, was sie untereinander sagen oder wenn sie schimpfen! Sie müssen aufpassen, denn das geht nicht.

 

... UND SLOWENIEN

Können Sie sich vorstellen, wieder nach Slowenien zu ziehen oder dort Trainer zu sein?

Bei unserem Job ist es immer schwer zu sagen, was wir nächstes Jahr machen werden. Ich werde sicher einmal nach Slowenien zurückgehen, wann ist die Frage. Mit meinem Job als Bundesligatrainer habe ich auch viele neue Sachen kennengelernt und auch viele Erfahrungen gesammelt. Das bedeutet, mit meinem Können habe ich verschiedene Möglichkeiten.

Fahren Sie öfter nach Slowenien?

Ja, aber die letzten drei Monate war ich nicht dort. Vorher bin ich jeden Monat oder alle halbe Monate gefahren. Am Ende hatten wir zuviel Druck, wir haben alle gesagt, wir werden auf unsere schönen Sachen verzichten, alles vergessen und uns maximal konzentrieren auf das Wichtigste.

Fahren Sie nach Ljubljana?

Ja, Ljubljana ist das Zentrum Sloweniens, die Hauptstadt, aber ich wohne 70 Kilometer entfernt, in einem Dorf, wo es genau so schön ist wie hier in Burg. Und ich werde auch froh sein, hierher zurückzukehren. Mein Sohn ist 20 Jahre alt und spielt auch Fußball, in der zweiten Liga, sie kämpfen um die erste Liga. Meine Tochter ist erst 9. Sie trainiert viermal pro Woche Fußball und spielt in zwei Mannschaften. Sie spielt in der Knabenmannschaft in der U10, und in der Mädchenmannschaft ist sie sogar in der U12! Sie hat großen Erfolg, und wenn sie hier ist, findet sie sofort Freunde, und sie spielen Fußball.

Sprechen Sie öfter deutsch oder slowenisch?

Hier in Deutschland spreche ich natürlich deutsch, in Slowenien slowenisch.

Wenn Sie hier in Burg sind, essen Sie dann auch slowenische Spezialitäten?

Hier ist es sehr schwer, sie zu finden. Alles müsste ich allein machen. Keiner hier kennt das, es gibt kein slowenisches Gasthaus. Darum werde ich sehr zufrieden sein, wenn ich in Slowenien bin, unser Essen ist sehr gut.

Sind Sie froh, dass Slowenien jetzt in der EU ist?

Ja, ich und alle waren sehr froh, als der Eintritt in die EU vor vier Jahren stattfand, es war sehr gut, wir hatten auch die EU-Ratspräsidentschaft bis Ende Juni.

Und dass es dort auch den Euro gibt?

Ja, das ist auch eine gute Sache; weil wir ein anderes Geld hatten, aber mit dem Euro kam auch etwas anderes.

Ist es teuerer?

Immer mehr. Bei uns ist es sicher etwas anders als in Deutschland. Am Ende haben wir die gleichen Preise erzielt wie hier, aber viel weniger verdient.

Vermissen Sie Slowenien?

Ich war überall schon. Ich muss sagen, Slowenien ist ein schönes Land. Und für mich ist am schwersten, dass meine Familie da ist. Mit meinem Sohn ist es schon etwas anders, weil er 20 ist. Aber mit meinen beiden“ Frauen, meine Tochter ist erst 9, ist es schwer. Ich bin den ganzen Tag mit Fußball beschäftigt und ich suche hier eine Kompensation. Wir leben schon seit 30 Jahren in der Familie so. Das bedeutet immer unterwegs sein. Als ich Trainer in Slowenien war, war ich auch nicht zu Hause. Ich kam nach drei oder nach sieben Tagen. Das bringt dieser Job mit sich, das ist unmöglich, zu Hause zu sein. Man muss es verstehen, oder sagen, ok, ich werde das nicht machen, ich werde meinen Garten machen oder was weiß ich. Anders geht das nicht.

      

         Foto:  Grand méchant loup | Böser Wolf

 

 

            

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