Haustiere und Maskottchen der Soldaten
Ein Interview der Kinderreporter vom Bösen Wolf mit Eric Baratay,
Historiker und Experte für Tiergeschichte
Hatten die Soldaten auch Haustiere bei sich?
Entweder brachten die Soldaten ihre
Katze oder ihren Hund von Zuhause mit oder sie kümmerten sich um
herrenlose Tiere. Manchmal fingen die Soldaten auch wilde Tiere ein,
Vögel oder Kaninchen, damit diese ihnen Gesellschaft leisteten. Es gab
auch Soldaten mit Schweinen, Ziegen oder Schafen. Im Hinterland hielten
sich manche sogar Kühe. Die gehörten dann entweder einer ganzen Gruppe
oder einem oder zwei Soldaten.
Ein amerikanischer Soldat mit seinen kleinen Löwen (links) und ein deutscher Soldat mit seinen Maskottchen, drei jungen Wildschweinen (rechts)
Also eher als Maskottchen?
Ja. Die Engländer brachten viele Maskottchen mit, auch Affen, Ziegen aus dem Iran oder Kamele.
Es gab sogar kleine Löwen in den Schützengräben. Natürlich nicht viele, vielleicht vier oder fünf. Sie waren gezähmt und kamen mit allen gut aus. Wir wissen von einem Fall, wo sich ein Löwe sehr gut mit einer Katze und einem Hund verstand. Von klein auf lernte er mit diesen Tieren zusammenzuleben. Es gibt sogar Fotos von Katzen, die sich mit Vögeln anfreundeten und nicht versuchten sie zu fressen,
da sie sich schon früh aneinander gewöhnt hatten.
Bär als Maskottchen russischer Soldaten
Was passierte, wenn die Maskottchen verschwanden?
Viele Tiere starben in den Kämpfen, sie wurden von Kugeln oder Bomben getroffen oder bekamen Angst und liefen davon. Manchmal mussten auch die Soldaten gehen und konnten zum Beispiel ihre Ziege nicht mitnehmen und ließen sie da, damit sich jemand um sie kümmerte. Hunde und Katzen wurden entweder mitgenommen oder Neuankömmlinge kümmerten sich um sie. Vor allem bei Katzen war das oft der Fall.
Offiziere feiern Weihnachten 1916 mit ihrer Katze
Es gab sogar Tiere, die beide Seiten kannten. Hunde und Katzen, die auf die deutsche Seite liefen. Sie liefen hin und her. Und wurden auf beiden Seiten gut behandelt. Eines Tages bekamen die Engländer eine Granate von den Deutschen, die jedoch nicht explodierte. Sie enthielt die Nachricht, dass der Hund der Engländer jetzt auf der deutschen Seite sei. Er sei zu den Deutschen gekommen, weil ihm die Nahrung dort besser schmecken würde. Sie versichern jedoch, dass sie nett zu ihm sind und dass er bestimmt bald zurückkäme. Und in der Tat kehrte der Hund einige Tage später zu den Engländern zurück.
Es gab auch Katzen, die von einem Lager zum andern gingen, so dass sie ganz oben auf dem Schützengraben sitzen konnten, ohne dass jemand auf sie schoss. Diese Katzen gehörten beiden Seiten und wurden respektiert.
Waren die Soldaten, die ihr Maskottchen verloren hatten, traurig?
Es gibt viele Texte, die von der Traurigkeit der Soldaten berichten.
Auch mit den Arbeitstieren konnten sich sehr enge Beziehungen
entwickeln: Zwischen den Hundetrainern und ihren Hunden. Ein Text
berichtet von einem französischen Trainer, der sah, wie sein Hund
verletzt wurde. Er trug ihn mehrere Kilometer auf seinem Rücken durch
einen Bombenangriff und brachte ihn ins Hinterland, damit er versorgt
werden konnte. Er hat viel riskiert, hat ihn gepflegt und mehrere Tage
bei ihm gesessen, aber der Hund ist gestorben. Der Trainer hat ihm ein
Grab gebuddelt, Kieselsteine darum gelegt und ein Kreuz darauf gesetzt,
auf das er einen kleinen Vers schrieb.
Noch mehr über Tiere im Krieg im Interview mit dem französischen Tierexperten Eric Baratay>>>
Interview: Anissa, Chloé, Clara, Dagmara und Gaïa
Zeichnungen: Anissa, Chloé / Kinderredaktion Grand méchant loup
Fotos 1/2/3/4 : Le Miroir N°239-23 juin 1918 / N°254-6 oct.1918 / N°178-22 avr.1917/
N°165-21 janv.1917
© Grand méchant loup | Böser Wolf
März 2014