Eine Tierärztin in Berlin erzählt
Alltag mit Tieren und Tierhaltern
Tierarzt, ein Traumberuf? Wir haben mit der Tierärztin Annedore Barthel gesprochen, sie hat viel über Ihren Alltag in der Tierpraxis erzählt. Ein spannender Beruf auf jeden Fall.
Welche Tiere behandeln Sie?
Nur Kleintiere: 70% Katzen, 20% Hunde und der Rest sind Säuge-tiere, die im Käfig sitzen wie Hamster, Meerschweinchen, Kaninchen, Ratten, Tanzmäuse.
Für andere gibt es Spezialisten. Für Kühe und Schweine oder Pferde oder Fische oder Reptilien (Schildkröten, Frösche, Schlangen) oder Vögel. Aber auch für bestimmte Krankheiten: z.B. Tieraugenarzt für alle Tiere.
Was haben Sie heute gemacht?
Ich hatte eine Katze zum Krallen schneiden. Dann gucke ich, ob das Tier gesund aussieht, höre das Herz ab. Und ich habe festgestellt, dass sein Herz ganz unregelmäßig schlug. Dann muss eine Ultraschalluntersuchung gemacht werden.
Dann hatte ich einen Kater, der seit 3 Jahren nicht geimpft worden war. Nun hatte er einen Schnupfen, eine Art Grippevirus mit Fieber, die Nase war dicht, die Augen tränten, er kriegte dann Medikamente.
Dann habe ich einen Hund geimpft, zwischendurch kamen Besitzer und holten Medikamente für ihre Tiere oder Spezialfutter, zum Beispiel wenn ein Tier allergisch ist, oder wenn die Nieren kaputt sind.
Du untersuchst viele Tiere, du spritzt sie, du tust ihnen auch weh, und nicht alle Tiere sehen das ein. Also beißen sie dich manchmal, davor muss man sich schützen.
Komisches aus der Tierarztpraxis
Manchmal fressen Katzen Gummis. Eine hatte 5 Haargummis im Bauch. Der Katze ging es nicht gut und übergab sich immer. Sie musste operiert werden, um die Gummis rauszuholen. Ich habe auch schon ein Radiergummi rausgeholt, auch einen halben Schnuller. Die Katze hatte die Milchflasche vom Baby abgeleckt und den Schnuller mitgefressen.
Hunde machen auch gern Sachen kaputt und fressen sie auf. Ein Schäferhund hatte drei Tennisbälle verschluckt. Man konnte sie auf Aufnahmen seines Magens sehen. Er aß immer weniger, weil nichts mehr reinpasste. Da musste er operiert werden. Manchmal fressen Hunde Kastanien oder Legosteine. Sie kommen nicht mehr raus und der Hund kann daran sterben.
Patientenbesitzer oder Tierhalter
Man muss nicht nur mit dem Hund umgehen, sondern auch mit dem Besitzer. Der Hund kann nicht sagen, ich habe Bauchschmerzen. Der Tierhalter muss ganz genau beobachten, sagen, er ist müder als sonst oder frisst nicht mehr oder trinkt so viel… Aus dieser Beobachtung kann man erschließen, was wo liegt. Dann untersucht man die Augen, ob sie eitrig sind, ob er gut atmen kann oder kaum Luft kriegt. Oder steht er auf drei Beinen und das bedeutet, das vierte tut wahrscheinlich weh. Man kann auch Fieber messen oder Blutwerte untersuchen. Aber wenn der Tierhalter gar nichts weiß, ist es ganz schwierig. Man muss versuchen, ein bisschen nett sein zu den Leuten, auch wenn man denkt, der Hund hätte schon vor 3 Wochen kommen müssen.
Was ist das Schönste an Ihrem Beruf
Dass er sehr abwechslungsreich ist. Jeden Tag hat man mit ganz viel verschiedenen Leuten zu tun, junge, alte, nette, nicht so nette, erfahrene oder nicht. Man macht auch viel Beratung. Haustierarzt heißt, dass du von allem ein bisschen machst. Impfen, kastrieren, Ohren saubermachen, es ist nie langweilig. Mit der Zeit kennt man den Besitzer und den Hund, man hat also sehr viele persönliche Kontakte zu Menschen.
Was mögen Sie nicht so an Ihrem Beruf?
Du magst Tiere und deshalb heilst du sie. In der Ausbildung lernst du nichts Kaufmännisches. Ich heile deinen Hund und ich muss sagen, was es kostet. Und der Besitzer sagt, ich habe aber kein Geld. Der Hund muss trotzdem geheilt werden. Der Besitzer sagt, ich zahle in Raten, du kriegst die erste aber nicht die anderen. Du weißt, das und das müsste gemacht werden, geht aber wegen Geldmangel nicht. Es ist ein Geschäft und du musst davon leben und das fällt mir schwer, gerade bei Leuten, wo ich weiß, sie haben wirklich nicht viel.
Hier, das ganze Interview mit der Tierärztin Annedore Barthel.