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Trainer ist ein universaler Job,

ein komplizierter Beruf

Ein Interview mit dem Fußballtrainer von Energie Cottbus

 

Bojan Prasnikar kommt aus Slowenien und ist der Trainer von Energie Cottbus, der europäischsten Mannschaft der Bundesliga mit 15 verschiedenen Nationalitäten. Er hat den Klassenerhalt im Jahre 2008 souverän und sogar einen Spieltag vor Saisonende geschafft. Er wurde sogar als „Trainer der Saison“ nominiert. Wir haben ihn interviewt...

 

Was wollten Sie werden, als Sie ein Kind waren?
Schwere Frage. Ich habe in der Nähe eines Sportplatzes gewohnt und war den ganzen Tag auf diesem Sportplatz. Das bedeutet, dass die Jungen immer zusammen waren und Fußball spielten. Sport habe ich immer sehr gern gemacht, also habe ich Sport studiert.

Welche Ausbildung braucht man für Ihren Beruf?
Fußball ist eine sehr komplizierte Sache. Bei mir war es so, dass ich zuerst auf die Uni ging. Dann war ich 18 Jahre lang Sportlehrer auf dem Gymnasium. Ich war auch Fußballspieler. Nebenbei war ich Trainer, aber kein Profitrainer. Vor 15 Jahren ging ich in den Profifußball, und jetzt habe ich diese Erfahrungen als Lehrer, als Spieler und Torjäger, als Trainer. Alles geht zusammen.


Und Sie sind Trainer geblieben?
Ganz am Anfang war es eine schwere Entscheidung. Entweder werde ich Profifußballer, oder Trainer, oder Amateur, oder ich werde Lehrer auf dem Gymnasium. Im Leben musst du immer Entscheidungen treffen.

Und seit wann sind Sie Trainer in Cottbus?
Seit dem letzten Jahr, genau seit dem 28. September 2007.

Kannten Sie überhaupt den Verein Energie Cottbus, bevor Sie hier Trainer wurden?
Ich muss sagen, alle diese Mannschaften der Bundesliga waren mir sehr bekannt. Für mich war die Bundesliga etwas Besonderes, ich habe immer Bezug dazu gehabt und immer im Fernsehen gesehen, wie es um den Verein stand. Cottbus war schon zwei, dreimal in der ersten Liga, die beste Mannschaft der zweiten Liga, darum hatte ich schon einige Informationen über die Mannschaft.

Wie haben die Spieler Sie aufgenommen, als Sie in Energie Cottbus anfingen?
Alle Spieler waren für mich unbekannt. Ich bin hierher gekommen und war auch für sie unbekannt. Die ersten Tage waren bestimmt sehr schwer für beide Seiten. Aber ich bin Trainer, ich muss die erste Rolle haben, das bedeutet, ich habe das Sagen. Und wir haben dasselbe Ziel: Wir müssen Tore machen. Die Bundesliga ist auch sehr schwer und darum haben wir bestimmt einige Zeit gebraucht, um zusammenzuarbeiten.

Ich habe gelesen, dass Sie als Trainer in Slowenien viele Pokale und Meisterschaften geholt haben. Hatten Sie, bevor Sie nach Cottbus gingen, schon Erfahrung mit dem Abstieg?
Ja, ich hatte schon so eine Situation erlebt, vor mehreren Jahren, doch dann hatte ich auch Erfolg mit dieser Mannschaft.

Von den drei Mannschaften, die von der 2. Liga in die 1. aufgestiegen sind, im Jahre 2007, ist Cottbus die einzige, die es geschafft hat. Die anderen sind wieder abgestiegen.
Ja, das ist richtig, das bedeutet, wir waren sicher eine Überraschung, keiner hat mit uns gerechnet. Es waren sehr schwere Prognosen und das war ein Motiv für uns. Wir haben gesagt, alle haben die Idee, dass wir absteigen werden, aber wir werden zeigen, dass wir recht haben. Schon ein Spiel vor dem Saisonende hatten wir es geschafft. Wir haben gezeigt, dass es möglich war. Wir haben daran geglaubt.

Haben Sie mit den Spielern gefeiert, als klar wurde, dass Sie nächstes Jahr weiter in der 1. Liga spielen werden?
Wir hatten eine sehr schwere Aufgabe und haben gegen alle Mannschaften gekämpft. Wir haben einen Supererfolg gehabt und deshalb war es normal zu feiern. So etwas passiert nicht jeden Tag. Deshalb haben wir drei Tage gefeiert, und darum haben wir das nächste Spiel verloren, weil wir zuviel gefeiert haben.

Wie kam es dazu, dass Frau Merkel Ehrenmitglied der Mannschaft wurde?
Für mich war das am Anfang auch eine Überraschung, dass Angela Merkel Fan unserer Mannschaft ist. Angela Merkel gehört zu den wichtigsten Menschen in der Welt, das ist nicht so ein leichte Sache. Sie kommt selber aus dem Osten Deutschlands, und wir waren sehr zufrieden, weil sie gesagt hat, als wir über den Berg waren: „Ich habe immer an diese Mannschaft geglaubt.“ Zusammen sind wir eben stärker.

 

Sie setzen großen Wert auf Disziplin. Was machen Sie, wenn ein Spieler zu spät zum Training kommt?
Disziplin ist eine normale Sache. Wenn du zu spät zum Flughafen kommst, ist dein Flugzeug weg. Wenn einer aus der Gruppe zu spät kommt, müssen alle warten. Und das geht nicht. Es ist eine normale Sache, wir haben eine Arbeit, wir müssen alle zusammen um die gleiche Zeit kommen. Alle haben ja die gleichen Ziele.

        

Welche Eigenschaften sollte ein guter Trainer haben? 
Sehr schwer zu sagen. Es ist ein universaler Job, ein komplizierter Beruf. Ein Trainer muss schreiben und rechnen können, aber auch Fußball spielen, auch sehr wichtig ist Psychologie und Philosophie. Alles geht zusammen und wenn es hier auf manchen Gebieten besser geht, hat es am Ende einen besseren Erfolg.

Nach den Erfolgen mit Energie Cottbus sind Sie ein Kandidat, „Trainer der Saison“ in Deutschland zu werden und das gleich im ersten Jahr hier! Ist Ihnen so etwas schon in Slowenien passiert?
Ja, ich muss sagen, dass diese Nominierung auch für mich eine Überraschung ist, weil ich mir nie Gedanken darüber gemacht habe. Das Wichtigste für mich war, dass Cottbus in der Liga bleibt. Viele Leute in Slowenien sind jetzt auch Fans von Cottbus geworden. Und das ist auch etwas Unglaubliches. Ich werde nächste Woche nach Slowenien fahren und ich muss viele Trikots mit den Farben von Cottbus mitnehmen, weil es für unser kleines Land auch etwas Erstaunliches ist, da bis jetzt war kein Trainer in einer besseren Liga als der Bundesliga war.

Waren Sie schon davor Trainer in einem Verein, der so multikulturell ist?
Wir sind sicher ein sehr interessanter Verein. Wir haben, glaube ich, 15 Nationalitäten in unserem Team. Und am Anfang war es sicher schwer, weil ich selber große Probleme mit der deutschen Sprache hatte, aber dann haben wir ein Gespräch gehabt und gesagt: Wir haben ein Ziel, wir wollen in der Bundesliga bleiben. Das bedeutet: Wir sind in Deutschland, wir sprechen fünfzehn verschiedene Sprachen, wir müssen eine Sprache für alles finden. Welche ist das? Die deutsche Sprache. Zweiter Punkt: Wir spielen alle Fußball, und zwar in Deutschland, also werden wir deutsch sprechen. Jeder muss probieren zu sprechen, jeder muss lernen, weil wir alle in einem Boot sitzen. Die Sprache gibt uns einen Zusammenhalt. Wir leben in Deutschland und die deutsche Sprache muss eine Verbindung sein. Ich lerne auch weiter deutsch, damit ich es besser kann. Und am Ende haben wir einen großen Schritt nach vorne gemacht.

Ist es leichter, wenn man wie Sie aus Slowenien kommt, mit Spielern zu arbeiten, die auch aus Südost-Europa kommen?
Das ist nicht so wichtig. Für mich ist es gut, weil ich alle diese Sprachen verstehe, auch etwas französisch und polnisch. Aber die Spieler haben eine Schwierigkeit, weil ich verstehe, was sie untereinander sagen oder wenn sie schimpfen! Sie müssen aufpassen, denn das geht nicht.

Vermissen Sie Slowenien?
Ich war überall schon. Ich muss sagen, Slowenien ist ein schönes Land. Und für mich ist am schwersten, dass meine Familie da ist. Ich bin den ganzen Tag mit Fußball beschäftigt und ich suche hier eine Kompensation. Wir leben schon seit 30 Jahren in der Familie so. Das bedeutet immer unterwegs sein. Als ich Trainer in Slowenien war, war ich auch nicht zu Hause. Ich kam nach drei oder nach sieben Tagen. Das bringt dieser Job mit sich, das ist unmöglich, zu Hause zu sein. Man muss es verstehen, oder sagen, ok, ich werde das nicht machen, ich werde meinen Garten machen oder was weiß ich. Anders geht das nicht.

 

Interview von David und Alina

© Grand méchant loup | Böser Wolf e.V. - Juin 2008

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