Kilometer um Kilometer

 

Die Tour de France: das größte Radrennen der Welt

 

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Kennt ihr eine Sportart in Frankreich, bei der man im Hintergrund immer das Brummen eines Hubschraubers hört? Dann schaltet ihr im Juli den Fernseher tagsüber an und ihr werdet schon verstehen, worum es geht.

Jedes Jahr ist es dasselbe für die besten Radrennfahrer, es gibt die Tour de France, das größte Radrennen der Welt seit 1903! 21 Teams, das sind 189 Radrennfahrer, nehmen daran teil. Drei Wochen lang müssen sie circa 3500 km in 20 Etappen und einen Prolog bewältigen.

Jede Rundfahrt weist eine Besonderheit auf: manchmal führt sie mehr durchs Gebirge oder mehr durch Flachland, durchquert diese oder jene Gegend oder sogar das Ausland. Denn auch wenn man noch von der Tour de France spricht, kreuzt sie manchmal durch andere Länder. 1987 gab es zum Beispiel mehrere Etappen in Berlin.

Mit der Tour reist man mit. Manche Fernsehzuschauer sollen sogar das Rennen verfolgen, weil sie dadurch ganz verschiedene Landschaften kennen lernen. Monate im voraus erfahren kleine Gemeinden, ob das Rennen ihr Dorf durchfahren wird. Die Leute schmücken dann ihre Fenster mit Blumen, damit es schön aussieht, auch wenn die Fahrer so schnell durchfahren, dass man auf dem Bildschirm nicht viel davon merkt!

Radrennen ist in Frankreich seit langer Zeit sehr populär, auch wenn es inzwischen vom Fußball eingeholt wird.

Einige Infos über den Verlauf des Rennens:

Die Tour de France beginnt fast immer mit dem so genannten Prolog, einem kurzen Einzelzeitfahren von circa sieben Kilometern. Dadurch ergeben sich die ersten Unterschiede in der Gesamtwertung. Die darauf folgenden sechs Etappen führen durch das Flachland und sind für die Sprintspezialisten.

Den Flachetappen folgen die Hochgebirgetappen der Alpen und der Pyrenäen (sechs insgesamt). Bei ungeraden Jahreszahlen fangen die Radfahrer mit den Alpen an, bei geraden mit den Pyrenäen. Die drei ersten Bergetappen der Alpen sind kompliziert, es findet auch ein Einzelzeitfahren statt (50 km diesmal), und es geht gleich weiter mit den Pyrenäen. Es folgen noch zwei Sprintetappen, ein letztes Einzelzeitfahrenund der krönende Abschluss: der Sprint auf den Champs-Élysées!

Die drei Bergetappen in den Pyrenäen hatten keinen großen Einfluss auf die Gesamtwertung von 2007, sie enthüllten jedoch vier Fälle unter den Gedopten der Träger des gelben Trikots Rasmussen!

Er wurde darauf von seiner Mannschaft ausgeschlossen wie die drei anderen auch. Es waren aber nicht die ersten Dopingfälle. 1996 gewinnt Riis die Tour de France, aber einige Jahre später gab es Nachweise dafür, dass er gedopt war. Sogar die Rekordhalter (siehe Tafel mit Rekorden) Armstrong, Virenque, Zabel und Ullrich werden beschuldigt, gedopt gewesen zu sein.

Doping ist der Feind der Tour de France. Jean- Pierre Bidet, Redakteur der französischen Sportzeitung L‘Equipe und Spezialist für Radsport, erklärt uns in einem Interview, dass „Doping eigentlich zum Sport gehört, ob beim Radrennen oder bei etwas anderem. Ich würde sagen, jedesmal wenn ein Fall aufgedeckt wird, gibt es einen Schummler weniger. Es ist dann keine schlechte Nachricht. Klar, eigentlich würde man lieber nur über Superleistungen der Leute berichten und überhaupt keinen Zweifel über ihre großen Siege haben“.

Aber schon früher gab es eine Reihe von Skandalen. 1904 wurden die ersten Vier des Gesamtklassements wegen unerlaubter Benutzung der Eisenbahn disqualifiziert. Damals mussten sie über 5000 km ohne Gangschaltung fahren!

Das Beste an der Tour ist die tägliche Spannung, die wochenlang anhält. Zu Beginn der Etappen ist es weniger interessant, aber die Sprints am Schluss der Flachetappen sind immer sehr aufregend. Die Bergetappen sind langweiliger, weil man die Fahrer meistens einzeln hintereinander ankommen sieht.

Man kann die Tour gut verfolgen dank der Fernsehübertragung aus Hubschraubern und auch dank Fotos. Die Fotografen „folgen dem Rennen auf Motorädern, um bessere Bilder zu schießen. Sie dürfen vor allem mit im Rennen fahren, im Gegensatz zu den Autos“ erklärt uns Jean-Pierre Bidet. Zwölf Journalisten von der Zeitung l‘Equipe verfolgen das Rennen im Auto: „Wir haben zwei Chauffeure, so können sich die Journalisten vor Ort besser auf ihre Arbeit konzentrieren und müssen selber nicht von einem Ort zum anderen fahren, von einem Hotel zum anderen.“ Denn die Tour als Journalist mitzumachen, verlangt viel Arbeit und Stress. „Man fährt schon eine Woche vor dem Beginn

los, dann macht man drei Wochen lang das Rennen mit, das heißt Kilometer um Kilometer, man steht früh auf, man geht spät ins Bett. Zum  Glück gibt es bei L‘Equipe sehr, sehr gute Arbeitsbedingungen, es ist aber trotzdem sehr hart. Man wird körperlich müde, aber auch durch das Rennen müde, durch die Nachrichten, die nicht immer sehr schön sind, wie bei der Tour 2007.“

Die Tour de France 2008 schien trotz einiger Dopingfälle eine neue Etappe erreicht zu haben. Eine neuevielversprechende Generation rückt nach...

Wir werden sehen, ob die Tour 2009 dieses Versprechen einhalten wird.