Ein Blick in die Küche eines Krankenhauses...
Herr Lacher arbeitet im Jüdischen Krankenhaus in Berlin, aber nicht als Arzt. Er tut trotzdem etwas ganz Interessantes und Wichtiges. Ladivine hat ihn interviewt:
Was machen Sie für eine Arbeit?
Ich bin für die Organisation und Anleitung aller Prozesse im Küchenbetrieb verantwortlich, das heißt für alles, was mit der Versorgung der Patienten zu tun hat: Einkaufen, Produzieren, Verteilen, Spülen, Reinigen, bis hin zur
Verwaltung.
Wie sieht ein Arbeitstag bei Ihnen aus?
Ich beginne um 6 Uhr mit einer kurzen Arbeitsbesprechung. Aber ich habe keine festen Arbeitszeiten. In der Regel arbeite ich bis 16 , 17 oder 18 Uhr, obwohl ich offiziell um 15 Uhr Arbeitsschluss habe.
Wie werden die Pausen eingeteilt?
Es gibt eine Frühstückspause und eine Mittagspause , die jeweils 30 Minuten lang sind. Die Küche ist dann der Ort, an dem alle Mitarbeiter zusammenkommen.
Haben Sie Kontakt mit den Patienten?
Ja, bei Rundgängen durch die Stationen. Ich erkundige mich dort bei den Stationsschwestern, ob es Patienten gibt, die aufgrund von Beschwerden besonders betreut werden müssen oder die noch Fragen zur Versorgung haben. Dann gehe ich zu den Patienten, um mit ihnen über ihre Probleme und deren Beseitigung zu reden.
Gibt es auch Leute, die ein besseres Essen haben wollen?
Die gibts immer und die wirds auch immer geben. Aber es hat sich eigentlich herausgestellt, dass viele Vorurteile, die in den Köpfen der Patienten rumschwirren, abgebaut werden können. Viele wissen gar nicht, dass sie die Möglichkeit haben, ihr Essen zu bestellen...
Was müssen Sie und ihre Mitarbeiter für die Hygiene tun?
Persönliche Hygiene ist wichtig. Das heißt, dass man gepflegt erscheint: gewaschen, gepflegte Haare, dass man keinen Schmuck trägt. Einfach ein gepflegtes Äußeres. Und dass man die Hygienekleidung komplett trägt, also: Kopfschutz, Handschuhe und alles, was dazu gehört. Und gewechselt wird sie... täglich!
Ist Nagellack erlaubt?
Nein.
Wie schnell kann man sich im Krankenhaus anstecken?
Gefährlich ist es bei uns immer beim Ausräumen der Spüle, deswegen ist das ganz wichtig, dass die Mitarbeiter Handschuhe tragen. Auch beim Ausräumen der Wagen muss man aufpassen, weil es ab und zu passiert, dass ein Spritzenbesteck vom Tablett herunterfällt, und man sich daran sticht.
Wird das Essen im Krankenhaus vorbereitet?
Ja. Alles wird hier frisch zubereitet.
Wie geht das mit dem Verteilen des Essen?
Wir haben ein Tablett-System: jeder Patient bekommt sein Essen 3 Mal am Tag auf einem Tablett und darauf liegt eine Tablettkarte, worauf genau steht, was sich der Patient für die Mahlzeit bestellt hat. Das Tablett steht auf einem Band. Links und rechts steht jeweils ein Mitarbeiter; der eine legt das Geschirr auf das Tablett und der andere das Essen. Am Ende des Bands steht eine Diät-Assistentin, die kontrolliert, ob das, was auf der Karte steht, auch auf dem Tablett ist. Und erst danach kann das Essen dem Patienten serviert werden.
Gibt es eine bestimmte Menge Essen pro Person?
Jeder Patient kann bis zu 5 Brötchen zum Frühstück bestellen, oder zum Abendbrot bis zu 5 Scheiben Brot. Zum Mittagessen können sich die Patienten eine doppelte Portion bestellen.
Arbeiten die Leute hier immer an einer Stelle?
Nee, also unsere Leute arbeiten an fast allen Stellen der Küche. Es wird fast täglich gewechselt.
Ist dieses Krankenhaus nur für Juden?
Nein. Hier darf jeder rein! Alle dürfen hier behandelt werden.
Was raten Sie jüngeren Menschen, die im Krankenhaus arbeiten wollen?
Wenn man diesen Weg gehen möchte, dann sollte man ihn vom ersten Tag an wirklich genau im Auge behalten und wirklich alles dafür tun.
Gefällt Ihnen Ihr Job?
Ja.
Wie lange arbeiten Sie schon hier im Krankenhaus?
Seit dem 4/01/1999. Ich wollte eigentlich genau das werden, was ich jetzt bin. Ich habe damals eine Ausbildung zum Koch gemacht und bin anschließend zu der leitenden Stelle in der Küche gekommen. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Beruf, weil ich selbst gestalten möchte. Das ist mir ganz wichtig.
Können Sie sich vorstellen, so zu arbeiten wie die anderen Angestellten?
Alle Tätigkeiten, die notwendig und erforderlich sind, werden von mir ausgeübt. Ich kann mich nicht hinstellen und sagen, ist nicht mein Fach, mach ich nicht! Wenn der Patient nicht richtig versorgt wird, dann spielt es keine Rolle wie der Chef heißt, sondern die Leistung der Küche ist schlecht.
Waren Sie hier schon immer ein Chef?
Ja. War ich schon immer (lacht), bin ich auch gerne.
von Ladivine