Ein Besuch bei einer Kiwibäuerin auf der Insel Oléron

  

von Alina

 

Kiwis anbauen ist ungewöhnlich. Madame Méchin, die Kiwibäuerin, hat uns erzählt, wie sie dazu kam:


„Früher waren wir Weinbauern. Dann habe ich ein Kind verloren. Von da an fand mein Mann keine Freude mehr, er sagte mir: Ich reiße die Weinstöcke raus, wir hören damit auf, mein Sohn ist gestorben und damit habe ich alles verloren, ich will nicht mehr arbeiten. Und er hat alle Weinstöcke herausgerissen.

Die Zeit verging, ich ging weiter arbeiten, er aber machte nicht viel. Eines Tages las er in der Zeitung einen Artikel über einen Mann aus Korsika, der sagte, dass man Kiwis pflanzen sollte, es wäre die Zukunft Frankreichs. Und mein Mann, der Lust auf nichts hatte, sagte an jenem Tag, dass er Lust hätte, es zu probieren. Und da ich das Wort Lust nicht mehr kannte, sagte ich ihm: Ja, tue das! Dann fuhr er nach Korsika, traf dort auf einen Mann, der sich für Kiwis sehr begeisterte und ihm seine Leidenschaft weitergab. Als er zurückkam, sagte er: Ich werde hier welche anpflanzen.
Und von nun an kehrte er ein bisschen ins Leben zurück."

Kiwis mag ich an sich nicht so gern. Aber eine quergeschnittene Kiwi, das finde ich richtig schön.
Heutzutage kann man in jedem Gemüseladen Kiwis kaufen. So war es zunächst schwer, sich vorzustellen, dass vor den 70er Jahren Kiwis in Frankreich und auch in Deutschland unbekannt waren.

Ein Neuseeländer hat diese Schlingpflanze– Actinidia Deliciosa genannt – von China nach Neuseeland gebracht und dort angepflanzt. Und da das National- und Wappentier Neuseelands ein Vogel ist, nämlich der Kiwi, und diese Frucht dem Vogel durch ihre kugelartige Form und braune Farbe ähnelt, haben die Bewohner Neuseelands diese Frucht auch Kiwi genannt.

 

Fünf Jahre vergehen, bevor die Pflanzen Früchte tragen. Ab Anfang April wachsen auf den Stöcken Schlingpflanzen, kleine rote Knospen bilden sich, dann Blüten und wenn diese fallen, kommen die Kiwis heraus.
Ende Oktober ist die Ernte. Jeder sammelt eine Tonne Kiwis pro Tag. Die Früchte kommen in eine Kältekammer von 2° C. Nimmt man sie heraus, gibt es einen Wärmeschock, das heißt die Temperatur steigt von 2° auf 15° oder 16° C und dadurch reift die Kiwi. Geerntet wird sie immer grün und ganz hart, essen kann man sie noch nicht. Die ersten werden Mitte November verkauft und die Saison endet Anfang Mai.

 

Will man noch weiter Kiwis essen, dann kauft man Kiwis aus dem anderen Hemisphäre: in den Wintermonaten isst man europäische Kiwis und im Sommer welche aus Neuseeland.


Frankreich ist der zweite europäische Kiwiproduzent nach Italien. Nur im südlichen Teil Frankreichs werden sie angebaut, die kleinen Knospen ertragen keinen Frost.


Die Kiwi hat ein wasserhaltiges Fruchtfleisch. Kiwis entwickeln sich auf sehr langen Schlingpflanzen voller Blätter, also braucht jeder Stock pro Tag im Sommer 50 Liter Wasser. Das ist sehr viel!

Die Sprossen sind am Anfang sehr zerbrechlich. Auf der Insel Oléron weht immer Meereswind und die Plantage muss durch Netze geschützt werden.


        

Um neue Kiwistöcke zu haben schneidet man ein Stück von der Schlingpflanze ab und pflanzt es ein. Und wie bei anderen Bäumen auch, braucht man weibliche und männliche Pflanzen, um Früchte zu bekommen. Man erkennt sie an den Blüten, weibliche Blüten haben kleine braune Stempel, männliche nicht.                                                                     

Immer mehr Leute essen Kiwis, weil sie gut schmecken und gesund sind. Sie sind sehr vitaminhaltig,
vor allem reich an Vitamin C.
Eine Kiwi wiegt im Durchschnitt 100g. Eine Maschine sortiert die Früchte nach Gewicht. Man legt sie rein und die Maschine dreht sich. Dann fallen die Kiwis in verschiedene Fächer und danach macht man die Preise.

    

 Diese Maschine sortiert Kiwis nach Gewicht                      Die alte Waage mit den alten Gewichten



Text, Fotos und Zeichnungen von Alina

Text & Fotos: © Grand méchant loup | Böser Wolf – www.boeser-wolf.schule.de