Presseagenturen arbeiten mit Journalisten in sehr vielen Ländern. Sie verschicken an andere Journalisten vor allem ganz kurze Artikel, die man Agenturmeldungen nennt.
AFP heißt „Agence France Presse“ - „Französische Presseagentur“. Das ist die älteste Nachrichtenagentur,
die es überhaupt gibt in der Welt. Sie gibt es nämlich schon seit 1835, das ist schon über 170 Jahre her!
Wer schreibt die Nachrichten für AFP?
Sind es Journalisten oder andere Leute auch?
Die meisten Nachrichten entstehen, weil AFP-Journalisten bei einem Ereignis sind: Das kann ein Fußballspiel oder eine Pressekonferenz sein, oder es ist ein Unglück passiert. Aber es gibt natürlich auch Pressemitteilungen, die geschickt werden, von Parteien oder von Gewerkschaften oder von Wirtschaftsunternehmen. Ich würde sagen: 60% kommt durch Reporter und 40% durch Pressemitteilungen zustande.
Wie funktionierte es früher, als es noch kein Internet und kein Telefon gab?
Ihr werdet mir jetzt nicht glauben, aber zum Teil wurde das sogar mit Tauben gemacht! Eigentlich gibt es Nachrichtenagenturen erst seit es Fernschreiber gibt - seit man über Kabel Nachrichten versenden kann. Aber Kabel gab es nicht überall. Zwischen Brüssel - der Hauptstadt von Belgien - und Deutschland gab es keins. Und deswegen hat ein Erfinder von Aachen, an der Grenze zu Belgien, nach Brüssel, immer Brieftauben hin und her geschickt. Er hieß Paul Julius Reuters und daraus ist die britische Nachrichtenagentur Reuters geworden. Das ist heute mit die größte Nachrichtenagentur der Welt.
Wie viele Nachrichten geben Sie an einem Tag heraus?
Oh, das ist eine gute Frage, im deutschen Dienst geben wir jeden Tag ungefähr 220 Nachrichten heraus, und das sind ungefähr 45 000 bis 50 000 Wörter, aber weltweit geben wir jeden Tag ca. 600 000 bis 1 000 000 Wörter raus. Dann haben wir noch 800 Photos jeden Tag, die wir verbreiten, und 50 Infografiken, das sind Zeichnungen, die etwas erklären zu Raumfahrt oder Naturwissenschaften.
Wie viele große Nachrichtenagenturen gibt es auf der Welt?
Es gibt drei Nachrichtenagenturen, die weltweit Nachrichten sammeln und verkaufen. Das ist Agence France Presse, das ist die Nachrichtenagentur Reuters, von der ich eben gesprochen habe. Und das ist die amerikanische Nachrichtenagentur Associated Press, abgekürzt AP.
Gibt es auch eine Nachrichtenagentur in Deutschland?
Ja, es gibt die Deutsche Presse Agentur, die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde. Das ist die größte Agentur in Deutschland, aber außerhalb ist sie nicht so bekannt wie AFP und Reuters.
Wenn jemand z.B. den Nobelpreis bekommt, oder wenn der Papst stirbt, sind Sie es, die als erster Bescheid wissen?
Die Nachrichtenagenturen sind es, die als erstes Bescheid wissen. Das muss nicht unbedingt immer AFP sein, es kann auch eine andere Nachrichtenagentur sein. Manchmal erfährt man etwas durch Zufall. Als eine kenianische Politikerin, Wangari Maathai, die Nachricht bekam, dass sie den Friedensnobelpreis erhält, war zufällig ein AFP-Reporter mit dabei. Sie war auf einer Wahlkampfreise ganz im Norden von Kenia, und dann hat man sie angerufen. Da stand der Journalist von AFP daneben und fragte : „Was hat er Ihnen gerade gesagt? Sie kriegen den Nobelpreis?“ und da hatten wir eine halbe Stunde vor allen anderen diese Nachricht!
In welcher Sprache kommen die Nachrichten?
Die Nachrichten, die wir verschicken, sind alle auf Deutsch. Die Nachrichten, die wir rein bekommen, sind auf Französisch und Englisch, oft in beiden Sprachen sogar, und wenn sie aus Lateinamerika kommen, sind sie auf Spanisch.
Kriegt man eigentlich Ihre Nachrichten gratis, oder muss man etwas dafür bezahlen?
Man muss dafür bezahlen. Man kann wie jeder andere, auch ein Nichtjournalist, im Internet gucken, aber dann bekommt man sie nicht so schnell wie wenn man das selber abonniert hat.
Vielen Dank für die Infos, Merci!
Interview: Alina, Sidney und David
© Grand méchant loup, www.mechant-loup.schule.de
David vor einem der bekanntesten AFP-Fotos: Es wurde kurz nach dem Bau der
Berliner Mauer aufgenommen.
Nachrichtenagenturen begannen mit Brieftauben...
Ein Interview mit dem Geschäftsführer
der Nachrichtenagentur AFP in Deutschland, Clemens Wortmann