Der Kampf um den Amazonas-Regenwald
Was haben Klima und indigene Völker miteinander zu tun?
Eine Führung durch die Ausstellung "Amazonien. Eine indianische Kulturlandschaft" mit Clarita Müller-Plantenberg mit den Kinderreportern des Bösen Wolfs (Teil 2)
Im Amazonasgebiet leben um die 400 Völker. Dieses riesige Gebiet (ungefähr 21x Deutschland) verfügt über kostbare Rohstoffe und ist daher interessant für viele Menschen, vor allem viele Großunternehmen, die diese Reichtümer plündern wollen.
Die verschiedenen Gefahren für den Wald und ihre Bewohner
Abholzungen
Die Abholzung dient großen staatlichen oder privaten Firmen einerseits Geld mit wertvollen Tropenhölzern zu verdienen. Aber sie schafft auch Platz für riesige Plantagen, vor allem für Monokulturen wie Ölpalmenplantagen und Soja-Anbau oder für die Ausbreitung der Rinderweiden.
Pestizide
Auf den neuen Plantagen werden sehr viele Pestizide gesprüht. Durch den Wind weiter getragen führen sie zu einer Vergiftung der Umgebung. Pflanzen, Tiere und Menschen sind dadurch betroffen. Neue Krankheiten kommen auf, alte Obst- und Gemüsesorten werden befallen. Dazu kommt ein Klimawandel durch die Abholzung. Die angebauten Produkte der Waldbewohner verschimmeln oder trocknen aus.
Staudämme
Staudämme werden gebaut, um Energie aus den Flüssen zu gewinnen. Sie zerstören jedoch den Lebensraum der indigenen Bevölkerung. Diese benötigen das Wasser aus dem Fluss, baden in dem Fluss, fischen dort, fahren mit dem Boot zu den nächsten Dörfern.
Verunreinigung des Wassers
Bei Staudämmen verrotten die Baumstämme und Pflanzen und bilden dabei Methangas.
Die Goldsucher im Nordosten Brasilien waschen den Sand mit Zusatz von Quecksilber aus, das ist ein sehr giftiger Stoff, um das Gold schneller vom Sand zu trennen. Quecksilber bleibt in den Fischen, welche die Menschen essen, in den Körben… Es macht die Bevölkerung krank.
Der Kampf der indigenen Völker
Die indigenen Völker machen ihre Wirtschaft und sind damit zufrieden. Sie sagen, wir leben friedlich, wir haben eine große Vielfalt, bisher gab es genug zu essen. Und da kommen Menschen von außen und wollen in kürzeste Zeit viel Geld machen.
Nach der brasilianischen Verfassung von 1988 haben sie ein Recht auf ihr Territorium. Seit den 90er Jahren demarkieren sie ihr Territorium, das heißt, dass sie Grenzsteine in den Boden einlassen, wenn sich der Verlauf der Grenzlinie ändert, sodass es eine sichtbare Grenze gibt, die verteidigt werden kann. Aber nicht immer können sie die erfolgreich verteidigen. Jetzt haben sie im Land Rechte, die internationalen Rechten und Konventionen entsprechen und können entscheiden, ob etwas auf ihrem Territorium stattfinden soll oder nicht. Aber in der Regel kümmert sich niemand darum.
Womit kämpfen sie?
Am Anfang haben die Völker, die noch keinen Kontakt mit anderen hatten, natürlich mit ihren Waffen gekämpft: mit Blasröhren und Speeren. Aber es waren die wenigsten.
Es gibt keinen bewaffneten Kampf. Sie haben riesige Märsche zur Hauptstadt organisiert. Sie haben sich auf der Straße gesetzt und haben ihr Recht gefordert. Die Regierungen haben oft nicht zugehört, weil große Konzern dahinten standen. Der Kampf war die Demo. Dann haben sie nach Verbündeten gesucht und sie gefunden. Dabei sind Juristen, die Druck auf die Regierung ausüben können. Denn in der Verfassung (es ist ein Buch, in dem die Gesetzte eines Landes festgelegt sind) steht, die Indigenen haben ein Recht auf ihr Territorium.
Sie haben ein eigenes Sprachrohr, früher hatten das nur die Kirche und das Militär, und sie haben ein eigenes Schiff, um ihre Produkte zu vermarken, ohne dass man ihnen die Preise diktiert.
Doch oft werden sie von Holzhändlern umgebracht, weil diese die Gebiete für ihre großen Projekte haben wollen. Das ist das Problem. Um sie zu unterstützen, haben wir das Klima-Bündnis europäischer Städte mit den Organisationen indigener Völker der Regenwälder gegründet.
Indigene Frauen studieren jetzt auch und werden Rechtsanwältinnen, um ihre Völker zu verteidigen. Sie haben sich seit 15 Jahren gegen Ölbohrungen und Großstaudämme gewehrt. Inzwischen sind sie alle sehr gut organisiert.
Ein Beispiel: Asháninka wehren sich gegen einen Großstaudamm in Peru
Sie haben gegen den Bau eines Staudamms gekämpft, sie wollen zeigen, dass sie sich wehren. Besonders aktiv waren drei indigene Frauen, darunter Ruth Buendia Mestoquiari. Sie ist mit Unterstützung der Stadt München nach Washington gefahren. Sie ist zu Menschenrechtsorganisationen gegangen und sie haben ihr und ihrer Organisation Recht gegeben. Sie ist Mutter von 5 Kindern und hat diesen Kampf geführt, damit ihre Kinder eine Zukunft haben. Sie hat dafür einen Umweltpreis bekommen. Es war sehr schwer für sie, es gab früher dort in Peru Krieg, viele wurden umgebracht, auch ihr Vater.
Wie können wir helfen
Durch konkrete Aktionen
Z.B. An der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela leben 19 Völker, (so groß wie Österreich und Slowenien zusammen). Das Bündnis mit österreichischen Städten half ihnen die Schulen dort zu unterstützen und andere Projekte von ihnen zu fördern.
Heute möchten indigene Völker, Projekte mit Solarenergie aufbauen. Dadurch könnten Gesundheitszentren und Schulen, aber auch Motorboote, unabhängiger von Brennstoffankauf werden.
Auch ein Rechtshilfefond ist von großer Bedeutung. Mit dem Geld könnten Anwälte bezahlt werden, die national und international die eigenen Rechte verteidigen.
Durch Unterstützung der Schulen
Es ist wichtig, dass die Kinder zur Schule gehen und trotzdem bei den Eltern und im Wald bleiben.
Es geht darum, dass die Kinder lernen, was wofür gut ist. Was kann ich aus dieser Pflanze oder diesem Baum machen? Z.B. Man kann daraus ein Boot bauen oder mit der Rinde die Ponchos färben. Eine Pflanze ist gut gegen Krebs, weil sie Chinin hat. Ihr Wissen über die Natur wird auch über die Schule vermittelt.
Es gibt inzwischen zweisprachigen Schulen, wo sie die Sprache des Landes (also portugiesisch in Brasilien und spanisch für weitere Südamerikanische Länder) plus ihre eigene Sprache lernen. Die indigenen Völker (um die 600), die im Amazonasgebiet leben, sprechen zum Teil ganz verschiedene Sprachen. D.h., die Lehrer müssen immer die Nationalsprache und die jeweilige Sprache beherrschen. Das ist sehr wichtig, weil sie in ihrer Sprache die richtigen Begriffe für die Natur haben.
Die Unterstützung für die zweisprachigen Schulen kommt aus Österreich.
Durch Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit
Es ist wichtig, dass die Menschen mit der heutigen Technik umgehen können, damit sie sich besser wehren können. Sie sind inzwischen nicht nur unter einander vernetzt, sondern international.
Die Hilfe nimmt verschiedene Formen an: es gibt Spenden von Ländern oder Städten, internationale Veranstaltungen, Berichte in der Presse oder online, damit Menschen Infos über Amazonien und was sich dort abspielt, erhalten.
Über die Ausstellung
In diesem Rahmen sind wir zu einer Ausstellung in Berlin gegangen, in der man mehr über die Lage und den Zusammenhang zwischen Menschenrechten, Klima und Vielfalt erfährt. Die Ausstellungsbilder wurden von vielen verschiedenen Personen gemacht ursprünglich, von einer Studentengruppe der Universität Kassel später noch von anderen Personen, die mit indigenen Völkern kooperiert haben.
Unsere Kommentare zur Ausstellung
Wir fanden das alles super interessant. Diese Theorien über die Natur und wie sie bewusst mit ihr leben, ohne sie zu zerstören. Z.B. die Geschichte mit dem Tragen von Samen, damit sie essen für den Rückkehr haben. Oder wie sie mit dem Riesenhalbbogen gejagt haben.
Aber auch, wie sie ohne Waffen für ihre Rechte kämpfen. Und dass sie durch den Kampf mehr mit anderen Völkern kommunizieren.
Und die ganzen Körperbemalungen. Dass sie sich dadurch erkennen, stark fühlen, aber dass sie auch Mücken fernhalten.
Diese Bilder und die Erzählungen dazu haben uns Lust gemacht nach Amazonien zu fahren. Und auch Freunde dieser Leute zu werden. Ein großer Dank dafür an Clarita Müller-Plantenberg.
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