Das Gymnasium 1. in Krakau während des Ersten Weltkriegs
Schüler erzählen von ihrem Gymnasium
Das Gymnasium 1. in Krakau gibt es seit mehr als 420 Jahren. Es wurde nach Bartlomiej Nowodworski benannt, der im 16. Jahrhundert lebte und als Ritter von Malta polnischen wie französischen Königen gedient hat. Als Polen Teil des österreichisch-ungarischen Reiches war, wurde an dieser Schule weiter auf Polnisch unterrichtet.
Freiwillige Helfer, Verschwörer, und Soldaten
Im Oktober 1914 begannen die österreichischen Behörden mit dem Umbau des Schulgebäudes in ein Militärkrankenhaus. Der Unterricht fand nun an einem anderen Ort und nur nachmittags und abends statt.
(Links) Freiwillige Helfer beim Roten Kreuz
(Rechts) Verletzte werden in einer Karre transportiert
Die jüngsten Schüler arbeiteten in einer Hilfseinrichtung für Soldaten. Sie teilten Essen und Wasser aus, wurden als Boten und Wachen eingesetzt, leisteten in den Krankenhäusern Erste Hilfe und schrieben den Familien der verletzten Soldaten Briefe.
15 bis 16 Jahre alte Jungen halfen in polnischen Organisationen, die heimlich die Unabhängigkeit des Landes vorbereiteten. In der Schule veranstaltete man Leseabende , in deren Mittelpunkt polnische Gedichte standen. Patriotische Ideen der Jugendlichen wurden in der Zeitung "Znicz" (Die Fackel) verbreitet.
<- Soldaten in Uniformen der polnischen Legionen
Auch den Verlust von Menschenleben musste unsere Schule beklagen. Viele Schüler der letzten Jahrgänge und Lehrer verpflichteten sich lieber bei den polnischen Legionen als bei der Armee von Österreich-Ungarn. 114 von insgesamt 500 Schülern, die unsere Schule 1914 besuchten, wurden im Krieg getötet. 1918 haben die Schüler unseres Gymnasiums - die älteste weltliche Schule unseres Landes - mit großer Freude die Unabhängigkeit Polens, für die sie gekämpft hatten, gefeiert.
November 1927, Einweihung der Gedenktafel für die während des Ersten Weltkriegs gefallenen Schüler und Lehrer ->
Unsere Kameraden - Die Generation von 1914
Laura Kaufman, Tochter eines Bankkaufmanns, wurde 1889 geboren. Sie war eines der ersten Mädchen, das sein Abitur auf unserem Gymnasium gemacht hat. Unser Gymnasium ließ nämlich lange ausschließlich Jungs zu. Sie ist eine renommierte Biologin und Genetikerin geworden und hat unter anderem eine neue Hühnerrasse gezüchtet. Während des Krieges arbeitete sie zeitweise auch als Krankenschwester im Militärkrankenhaus. 1916 reichte sie ihre Doktorarbeit ein.
Andrzej Hałaściński wurde zwar zur österreichischen Armee einberufen, hat sich aber für die polnischen Legionen entschieden. Nachdem er sich geweigert hat, dem Kaiser von Österreich-Ungarn den Treueeid zu leisten, zu dem alle polnischen Legionäre verpflichtet sind, wurde er vom kaiserlichen Heer zwangsrekrutiert. Sein bekanntester Text ist die Hymne der Legionen. 1918 desertierte er aus der österreichischen Armee, um sich den polnischen Truppen anzuschließen.
Abzeichen der polnischen Legionen
Tadeusz Bilikiewicz wurde 1901 geboren. Mit 13 geht er zu den Pfadfindern und nimmt an patriotischen Aktionen in Krakau teil. Er verlässt in der 11. Klasse das Gymnasium, um in der Armee zu dienen. Im Kampf gegen die Ukrainer wird er schwer verletzt. Nach seiner Rückkehr setzt er sein Studium fort. Er ist ein berühmter Psychiater und Forscher geworden und ist auch für seine Essays über Philosophie und Medizin bekannt.
Abzeichen der polnischen Legionen
Józef Konstanty Olszyna-Wilczyński wurde 1890 geboren und war ein bekannter polnischer General. Nach einem Ingenieursstudium schlägt er eine militärische Laufbahn ein. Bereits vor dem Krieg war er an polnischen paramilitärischen Ausbildungen beteiligt. Während des Kriegs war er Offizier der polnischen Legionen. 1939 ist er im Kampf gegen die deutschen Truppen gefallen.
Text: Diese Recherchen wurden von Schülern von Joanna Rokosz-Lechwar durchgeführt.
Foto der Einweihung der Gedenktafel in der Schule: Nationales Digitales Archiv
Fotos: Familienarchiv von Joanna Rokosz-Lechwar
Zeichnungen: Félix Rédaction Grand méchant loup | Böser Wolf
© Grand méchant loup | Böser Wolf
Juni 2014