Für Freunde der Filmtechnik 

Wim Wenders, ein international bekannter Filmregisseur, erzählt... (Teil 9)


Warum sind manche Ihrer Filme in Schwarz-Weiß, obwohl es schon Farbfilme gab?
Ich fand, und finde, schwarz-weiß einfach schön. Es gibt Geschichten, die in schwarz-weiß einfach besser aufgehoben sind. Im Film Der Himmel über Berlin war es inhaltlich vorgegeben: Die Idee war, dass die Engel die Welt in schwarz-weiß sähen und erst dann in Farbe, wenn sie Mensch würden... Aber die Frage nach dem Schwarz-Weiß ist eigentlich eine andere: Die ersten Filme, die ich als kleiner Junge gesehen habe, waren natürlich fast alle Schwarz-Weiß-Filme. Erst später kamen so langsam die Farbfilme auf.

Wie ist es jetzt?

Ich mag auch heute noch Schwarz-Weiß-Filme gerne, obwohl es natürlich immer weniger gibt. Das weiße Band ist einer der wenigen Schwarz-Weiß-Filme überhaupt in den letzten Jahren. Ich habe auch selbst ewig keinen mehr gemacht.

 

Die Wolken sehen in dem Film Don’t come knocking klasse aus. Haben Sie den Himmel und die Wolken manchmal bearbeitet?

Den roten Himmel im Amerikanischen Freund haben wir mit einem Filter roter gemacht als er war.

In Don’t come knocking, aber auch in Paris, Texas sind die Wolken alle echt, weil im amerikanischen Westen, also gerade in New Mexiko, Arizona und in der kalifornischen Wüste, die Wolken unglaublich knackig sind. Man kann sie beim Drehen oder auch beim Fotografieren ein bisschen mehr herausholen, indem man mit einem „Polfilter“, also einem Polarisationsfilter, arbeitet.

Ist das eher etwas für Profis?

Das könnt ihr auch, wenn ihr Fotos macht oder digital dreht. Wenn ihr euch so einen Polfilter besorgt - den gibt es in jedem Fotoladen – und dann durchguckt und ihn langsam dreht, dann kommen die Wolken unheimlich präsent aus dem Himmel raus. Oder wenn man zum Beispiel eine Fensterscheibe anguckt mit Spiegelungen darin und dreht den Polfilter herum, dann verschwinden die ganzen Spiegelungen, weil sie eben polarisiertes Licht sind. Das ist eine Frage des Lichteinfalls. Gerade bei den Filmen im amerikanischen Westen haben wir die Wolken beim Drehen ein bisschen präsenter gemacht, aber die sind nie künstlich hineingesetzt, um Himmels willen, die waren so.

Interview: Alina, Sidney, André und David
am 13. Januar 2010

© Text und Bild: Grand méchant loup | Böser Wolf