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„Good Bye Lenin! war sicherlich meine Lieblingsrolle“, erzählt Schauspieler Daniel Brühl

Der deutsche Schauspieler Daniel Brühl wurde von den Kinderreportern des Bösen Wolfes interviewt. Er erklärt jetzt uns mehr über das Schauspielersein, über den Film Merry Christmas, über Rucksackreisen in Europa, Wölfe und viel mehr.

Daniel Brühl von den Kinderreportern umgeben Der Schauspieler Daniel Brühl

Vom Puppentheater zu Good bye, Lenin!

Was wollten Sie werden, als Sie Kind waren?

Daniel Brühl: Relativ schnell, glaube ich, wollte ich machen, was ich im Endeffekt gemacht habe: Schauspieler. Ich habe früher schon immer Aufführungen gemacht, entweder ich oder halt Puppentheater. Meine Eltern, meine Geschwister sind dabei eingeschlafen, die Geschichten hatten kein Ende!

Und was machen Sie, wenn Sie bemerkt haben, dass Sie beim Spielen ein Fehler gemacht haben?

Daniel Brühl: Der Regisseur entscheidet sich letztendlich für die Fassung, die ihm am besten gefällt. Sogar wenn man selber völlig anderer Meinung ist. Deshalb ist es ein großer Traum von mir, irgendwann selber mal Regie zu machen. Weil man dann die Geschichte so erzählen kann, wie man es selber möchte.

Daniel Brühl antwortet auf die Fragen der Kinderreportern der Bösen Wölfes

Was war Ihre Lieblingsrolle bis jetzt?

Daniel Brühl: „Good bye, Lenin!“ war sicherlich eine Rolle, die ich sehr gern gemacht habe, weil viel zusammengekommen ist. Ich habe mich so in die Stadt verliebt, dass ich daraufhin nach Berlin gezogen bin. Ich habe mich mit dem Regisseur extrem gut verstanden und auch mit meiner Filmmutter, und es war ganz komisch, weil sie schon mal meine Mama war in einem anderen Film. Meine echte Mutter war schon fast eifersüchtig, als sie den Film guckte, weil sie dachte, warum versteht er sich so gut mit der, er hat doch nicht zwei Mamas.

Spielen Sie lieber in traurigen Filmen oder in Komödien?

Daniel Brühl: Ich glaube, eine gute Komödie zu machen ist wohl das Schwierigste, was es gibt. Und gute Komödien sind für mich dann auch immer traurig. Und ich bin immer auf der Suche nach Geschichten, die beides haben.

Der Beruf des Schauspielers

Wie ist es, wenn man wie in „Merry Christmas“ einen Soldaten spielt? Ist es nicht komisch, sich in den Schützengräben zu bewegen?

Synopsis des Filmes Merry Christmas

Daniel Brühl: Ja. Das war ganz schrecklich, weil es so echtnachgebaut war, mit den originalen Abständen und Maßen. Zum ersten Mal kapiert man, wie nah die beieinander waren, so dass du deinen Gegner in die Augen geschaut hast. Das muss wahnsinnig brutal gewesen sein. Und wir, die Schauspieler, hatten einen Kurs bei der Bundeswehr in Berlin. Wir mussten, wie Clowns, diese alten Uniformen aus dem ersten Weltkrieg anziehen, konnten alle nicht marschieren, konnten nicht salutieren. Wir wurden nur ausgelacht von den echten jungen Soldaten, die an uns vorbeigingen und sagten: Was ist das für eine Truppe mit so Uniformen aus dem ersten Weltkrieg und die gehen alle krumm und schief, können alle gar nichts. Das war sehr sehr albern.

Fussballspiel mit Daniel Brühl und den Kinderreportern

Man benutzt doch keine richtige Pistole. Aber wenn man schießt, hört man einen Knall, man sieht das Blut, wie geht das?

Daniel Brühl: Also, damit man den Knall hört, gibt es Platzpatronen. Mit den Einschusslöchern ist es ziemlich kompliziert. Man bekommt ein kleines Sprengstoffpaket und das wird auf den Körper draufgemacht, entweder mit Hautfarbe überpinselt, wenn man nackt ist, oder unter die Klamotten. Im Paket ist ein Säckchen Blut. Das ist kein echtes Blut, das sieht wie Ketchup aus. Und dann führt ein kleines Kabel drunter durch, so dass man es nicht sieht. Und von weit weg gibt es immer einen Sprengstoffexperten, der drückt auf einen Knopf, in dem Moment, wo der Schuss eintrifft. Der Schauspieler muss natürlich dann im richtigen Moment reagieren. Meistens macht es auch so einen Knall, dann erschreckt man sich so, dass man weiß: okay jetzt muss man umfallen.

Wenn man vom Stehen aus umkippt, tut man sich doch weh, oder?

Daniel Brühl: Es gibt Tricks, damit man sich nicht verletzt. Oder dass jemand einen auffängt. Also bei Filmen ist alles Pfusch. Wenn ihr z.B. zu einem Film mitkommen würdet, wärt ihr wahrscheinlich sehr enttäuscht.

Daniel Brühl, der europäische Bürger

Sie sind, wie wir, zweisprachig aufgewachsen. Fühlen Sie sich eher als Deutscher oder als Spanier oder beides?

Daniel Brühl: Es ist schwer zu sagen. Ich vermisse immer das, was ich nicht so stark miterlebt habe, also diesen spanischen Teil in dem Fall bei mir. Für den fühle ich manchmal viel stärker. Z.B. bei einer Fußballweltmeisterschaft oder Europameisterschaft bin ich immer für Spanien. Vielleicht weil sie früher oft Verlierer waren. Und mein Lieblingsfußballverein ist der FC Barcelona... Ich versuche so oft wie möglich in Spanien zu sein, weil ich eigentlich mehr Familie dort habe als hier. Ich bin schon wahrscheinlich mehr Deutscher, aber für bestimmte Sachen „schlägt“ mein Herz dann mehr für Spanien.

Zeichnung eines Europareisers

Fühlen Sie sich als Europäer?

Daniel Brühl: Ich finde, Europa ist ein super Kontinent, weil man in so kurzen Abständen völlig neue Kulturen kennenlernt. Ich finde es toll, dass man sich in den Zug setzen kann, ein paar Stunden fährt und dann z.B. in Frankreich ist, wo alles anders ist als in Deutschland. Und wenn ihr älter seid, kann ich euch nur empfehlen, der beste Urlaub für mich ist nach wie vor mit Interrail gewesen mit Freunden. Es ist ein Zugticket, wo du durch ganz Europa fahren kannst, meistens macht man den Fehler, dass man möglichst viel sehen will, und dann hat man nur Bahnhöfe gesehen. Aber wenn man sich nur für ein paar Ziele entscheidet, ist es ganz toll.

Schauspieler: ein schwieriger Beruf

Wovor haben Sie am meisten Angst?

Daniel Brühl: Vor vielen Sachen. Ich meine immer, dass ich irgendwelche Krankheit habe. Also, immer wenn ich einmal kurz huste, denke ich schon, ich muss zum Arzt. Und sonst habe ich Angst vor vielen Menschen auf einmal. Es ist mit der Zeit gekommen. Ich habe auch Angst vor Hunden, vor Kampfhunden auf jeden Fall und vor Hunden, die größer sind. Wenn die ohne Leine und ohne Herrchen sind, und irgendwie ihren Bauernhof auf dem Land verteidigen, finde ich das auch nicht so schön.

Wann stehen Sie auf, wenn Sie drehen müssen?

Daniel Brühl: Wann ich aufstehe? Oh Gott, kann manchmal sehr früh sein. Also bei dem Film „Krabat“, weil es Winter und manchmal so wenig Tageslicht war, musste man zum Teil schon um vier Uhr aufstehen. Und das ist richtig unangenehm, weil ich morgens sehr schlecht gelaunt bin. Ganz ganz lange schlecht gelaunt, bis um 11 Uhr.

Zeichnung des Draculas Schloss im Wald

Müssen Sie auch manchmal nicht aufstehen wegen einer bestimmten Situation, wegen Nebel oder so was?

Daniel Brühl: Ja, es kommt auch vor. Wir haben in Transsylvanien gedreht, in Rumänien, ziemlich in der Nähe von Draculas Schloss, da kriegt man schon Muffensausen, denn da sind ganz tiefe Wälder. Abends konnte man die Wölfe heulen hören. Es waren ein paar Rumänen dabei, die sich mit Wölfen auskannten und sie meinten: sie sind nicht weit weg. Und da haben alle wow gesagt, denn du guckst in einen dunklen Wald und plötzlich hörst du Wolfsgeheul. Das hat man in Deutschland nicht. Ein paar Male war so dichter Nebel, dass man nichts mehr sehen konnte. Und das ist natürlich doof, wenn du da drehen willst und die Wölfe in der Nähe sind. Und dann haben wir die Dreharbeiten unterbrochen.

Daniel Brühls Lieblingstier

Was ist Ihr Lieblingstier und warum?

Daniel Brühl: Ganz komisch: Maultiere. Und zwar keine Esel sondern Mulis. Ich finde sie total süß, total sympathisch. Da gibt es ganz viele in Südfrankreich und in Spanien auch. Die sehen so nett aus.

Mögen Sie Wölfe?

Daniel Brühl: Ja. Ich finde, es sind ganz tolle Tiere. Wenn ich einem Wolf jetzt im Wald begegnen würde, oder einem Rudel, fände ich es nicht unbedingt angenehm. Auf der anderen Seite denke ich gar nicht an Angst, sondern erst mal an Faszination, weil es ein wahnsinnig intelligentes und schönes Tier ist. Deshalb hätte ich gerne in Rumänien welche gesehen – aus sicherem Abstand.


Interview: David, Alina, Anastasia und Nils
Zeichnungen: Anastasia & Alina
Text, Zeichnungen und Fotos: © Böser Wolf - eEducation Masterplan Projekt
Januar 2007