Ein französischer Spitzensportler in Deutschland
Ein Interview der Bösen Wölfen mit dem Weltmeister
und olympischer Sieger im Hanbball, dem Franzosen Joël Abati
Warum sind Sie nach Magdeburg gegangen?
Wenn man Leistungssportler ist, dann wird man überall auf der Welt ein bisschen umworben. Es war ein deutscher Verein, der mir ein Angebot gemacht hat. Ich bedaure diese Wahl nicht.
Haben Sie Deutsch geredet?
Ich selbst war 27 Jahre alt und hatte niemals vorher deutsch gesprochen. Erst musste ich das Vokabular lernen, das sich ums Essen dreht. Das ist lebensnotwendig, das Brot, der Saft, solche Dinge. Und danach das Handball-Vokabular, um sich auf dem Spielfeld verständigen zu können, wenn der Trainer sagt, dass man antreten
oder laufen soll. Ich habe sehr schnell gelernt, man ist nie zu alt zum Lernen, zum Entdecken einer anderen Kultur.
Haben Sie sich Deutschland vorher so vorgestellt?
Überhaupt nicht. Vor allem den Osten. Wir haben viele Vorurteile und wenn man ein Land entdeckt, die Leute, die dort leben, dann sagt man sich, es gibt sehr interessante Menschen auf der Welt und andere weniger interessante. Die Hauptsache dabei ist, diejenigen zu treffen, die sehr interessant sind. Und hier in Magdeburg haben die Menschen Lust, die Geschichte anders zu schreiben, zu zeigen, was sie haben.
Das ist ein sehr diszipliniertes Volk, ich habe viel gelernt, was die Disziplin betrifft. Sie haben Handball sehr gerne, wir wären uns früher oder später sowieso begegnet. Seit ich hier lebe, liebe ich dieses Land sehr. Es bringt mir sehr viel, besonders im Alltagsleben und auch mit meinen Kindern.
Wie ertragen Sie die Kälte in Deutschland?
Ich denke,ich habe sie niemals ertragen. Wenn man von den Inseln kommt wie ich, mit 28° draußen, und hier ankommt,dann glaubt man, man sei in einem Kühlschrank. Die Kälte ist etwas Fürchterliches. Aber man entdeckt auch den Schnee, den hat man auf den Antillen nicht.
Ist es leicht, in Magdeburg zu leben?
Für mich geht es. Ich bin bekannt, also werden wir hier ein bisschen vergöttert. Ich habe diese Stadt und ihre Entwicklung entdeckt. Die Mauer ist 1989 gefallen und ich bin 1997 gekommen. Es gab noch die
alte Situationen, alles war grau, die Gebäude waren nicht verputzt. Ich komme von den Antillen, also aus der Karibik, wo es fröhliche Farben gibt, Farben, das ist Leben, das ist Freude. Ich sagte mir: „Es ist grau, es ist traurig hier". Und wenn ich jetzt Farben sehe, rote Häuser, strahlende Lichter, dann sage ich
mir, dass die Stadt lebt.
Wenn Sie für Magdeburg gegen eine französische Mannschaft spielen, kommt Ihnen das dann nicht komisch vor?
Ja, vollkommen, weil ich mit meiner deutschen Mannschaft gegen meine französischen Kollegen antrete. Aber sobald der Wettkampf beginnt, bin ich Magdeburger. Mir gegenüber steht eine andere Mannschaft,die Montpellier heißt.
Da gibt es keine Nationen mehr, sondern nur noch Vereine. Und ich möchte immer zeigen,dass meine Mannschaft die beste ist.
Aber nach dem Spiel treffen wir uns, und wir sind glücklich, uns zu treffen.
Interview: Alina, Emilia und Sidney
Zeichnungen: Alina und André
Text und Zeichnungen© Grand méchant loup | Böser Wolf