Ohne Pferde hätte es den Krieg wohl nicht geben können
Auszüge eines Interviews der Kinderreporter vom Bösen Wolf mit Eric Baratay, Historiker und Experte für Tiergeschichte
Wie viele Tiere gab es?
10 bis 11 Millionen Einhufer, also Pferde, Esel und Maultiere wurden von den verschiedenen Kriegsparteien eingesetzt.
Wozu wurden sie eingesetzt?
Die Tiere dienten entweder als Reittiere oder sie zogen Lebensmittel und Kleidung, Kanonen oder Fuhrwerke mit Munition. Sie spielten für den Krieg also eine tragende Rolle. Obwohl es schon Züge, einige Autos und Lastwagen gab, hätte es den Krieg ohne Pferde wohl nicht geben können. Einhufer waren für den Transport unersetzlich, da die Soldaten sonst alles hätten selbst schleppen müssen. Das wäre schwieriger gewesen und es hätte vor allem viel länger gedauert.
Mussten sie viel arbeiten?
1914 verlangte man von den französischen Pferden unverhältnismässig lange Etappen von 80, ja sogar 100 Km pro Tag und mehrere Tage hintereinander. Studien aus der Vorkriegszeit hatten gezeigt, dass sie 25/30 Km nicht überschreiten durften. Darauf folgte eine überdurchschnittliche Sterblichkeit.
Hat man sich nicht um die Pferde gekümmert?
Man hat viel getan, besonders bei den Engländern. Hier haben Bürger den Militärtierärzten geholfen, die verletzten oder kranken Tiere zu behandeln. Bei den Engländern und Deutschen war das sehr wichtig, bei den Franzosen weitaus weniger, doch die Sterblichkeitsziffer sah sehr unterschiedlich aus. Auf englischer und deutscher Seite betrug die Rate 15-20% . Auf französischer Seite lag sie bei 40%, das ist viel, die französischen Soldaten passten weniger gut auf.
Wer kümmerte sich in der Armee um die Pferde?
Um die Einhufer kümmerten sich entweder die Reiter der Kavallerie, die Artilleristen oder andere Soldaten. Es gab Menschen, denen das Wohl der Pferde sehr wichtig war. Da es viele Verletzte und Tote gab, wechselten die Pferde häufig den Besitzer und das funktionierte nicht immer gut. Manche Soldaten hatten ihre Pferde, Esel oder Maultiere gut im Griff, andere hingegen hatten keine Lust sich mit denTieren auseinander zu setzen und gingen sehr grob mit ihnen um.
Auch hätte es mehr Zeit gebraucht, um die Pferde an den Lärm zu gewöhnen oder an das Zusammenspiel mit ihren Artgenossen. Die Pferde waren oft sehr gestresst, wurden schnell krank und starben dann.
Kleine Esel aus Algerien beim Transport von Lebensmitteln
und Granaten
Gab es auch Helden unter den Pferden?
Ja. Bei den Engländern gab es ein Pferd, Ragtime, das fünf Medaillen erhielt. Es hat den ganzen Krieg mitgemacht und kehrte nach Kriegsende nach York in England zurück. Und wenn die ehemaligen Soldaten aufmarschierten, dann ließen sie auch Ragtime mit den fünf Medaillen mitlaufen.
Noch mehr über Tiere im Krieg im Interview mit dem französischen Tierexperten Eric Baratay>>>
Interview: Anissa, Chloé, Clara, Dagmara und Gaïa
Zeichnung: Anissa
Photo 1/2/3 Le Miroir N°169-18 fév.1917/ N°145-3 sept.1916/N°151-15 oct.1916
© Grand méchant loup | Böser Wolf - März 2014