Als die Brieftauben twitterten
Eric Baratay, Historiker und Spezialist für Tiergeschichte erzählt Spannendes den Kinderreportern vom Bösen Wolf
Wie viele Brieftauben wurden im Ersten Weltkrieg eingesetzt?
Um die 200 000 Brieftauben.
Wann kamen sie zum Einsatz?
Brieftauben kamen zum Einsatz, wenn durch große Bombenangriffe Menschen ums Leben kamen und auch die Hunde keine Nachrichten mehr übermitteln konnten.
Wie wurden die Tauben trainiert?
Tauben müssen gezüchtet werden, das heißt ein paar Mal trainiert werden. Sie erkennen den Ort, wo sie geboren werden oder angefüttert werden. Sie sind in der Lage zu ihrem Heimatschlag zurückzufinden. Es kommt noch dazu, dass die Bindung zwischen Männchen und Weibchen, aber auch zwischen den Eltern und ihren Jungtieren sehr eng ist. Man brachte die Vögel also in einem Taubenschlag hinter der Front unter, und wenn man eine Taube brauchte, nahm man eine ausgewachsene, meistens ein Männchen und brachte sie an die Kampflinie. Sobald sie eine Nachricht übermitteln sollte, ließ man sie los. Die Taube dachte dann nur an eines: zum Taubenschlag zurückzukehren. So gelangten Nachrichten von der Front ins Hinterland.
Wie wurden die Brieftauben tranportiert?
Die Tauben werden zusammengebunden und entweder von Soldaten oder von Hunden
in einem Körbchen transportiert.
Die Soldaten holen die Brieftaube aus dem Körbchen, dann heften sie eine kleine Kapsel mit Meldungen an ihren Fuß, bevor sie die Taube freilassen.
Stimmt es, dass es Brieftauben mit Fotoapparat gab?
Ja. Die deutsche Armee benutzte Brieftauben als Spion. Diese trugen eine zeitgesteuerte Miniaturkamera um den Hals.
Gab es auch Helden unter den Tauben?
Bei der Schlacht von Verdun 1916 zum Beispiel wurden die Soldaten in der Festung von Vaux belagert. Als der Garnisonskommandant am Ende der Schlacht wusste, dass er kapitulieren musste, schickte er seine letzte Brieftaube aus, um mitzuteilen, dass er nicht länger Widerstand leisten konnte. Die Taube verließ also die Festung und kam in sehr schlechter Verfassung in Verdun an, da sie unterwegs Gas eingeatmet hatte. Sie wurde wie ein Held gefeiert, da sie die einzige Überlebende aus der Festung war. Sie bekam eine Medaille und eine Urkunde, einen offiziellen Schrieb, der ihre Dienste schilderte. Und noch heute hängt an der Festung von Vaux eine Informationstafel, auf der von ihrem Einsatz berichtet wird.
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Gedenktafel für die Taube von Verdun
Interview: Anissa, Chloé, Clara, Dagmara und Gaïa
Zeichnungen: Dagmara und Gaïa / Redaktion Grand méchant loup
Foto Nr. 1/2/3: Le Miroir N°253-29 sept.1918 / Le Miroir N°236-2 juin 1918
Le Miroir N°244-28 juil.1918
Foto Nr. 4: Grand méchant loup
© Grand méchant loup | Böser Wolf - März 2014