Ich glaube, dass Wölfe auch Sportler sind
Ein Interview mit dem Weltmeister und
Olympiasieger im Handball, dem Franzosen Joël Abati
Fotos: Grand méchant loup | Böser Wolf e.V.
Welche ist die größte Anzahl von Toren, die Sie während eines Spiels erzielt haben?
13 Tore.
Wie ist da normalerweise der Durchschnitt?
Fünf, sechs Tore, das ist der Durchschnitt. Wir sind sechs, sieben Feldspieler auf dem Platz, das macht einen Durchschnitt von 35 Toren pro Spiel und es kann über die 40 hinausgehen, wenn es ein großes Spiel ist. Deshalb ist Handball so anziehend. Es stimmt schon, wenn ein Fußballspiel null zu null ausgeht, dann ist man enttäuscht, weil man kein Tor gesehen hat, selbst wenn das Spiel gut war. Wenn dagegen in einem Handballspiel 35 Tore erzielt werden, kannst du sagen, ich bin der Beste, weil Zidane nur ein Tor schießt und du, du kannst sechs Tore pro Spiel erzielen. Das geht auch sehr schnell, weil das Spielfeld viel kleiner ist. Außerdem ist es warm in der Halle. Auch deshalb habe ich diesen Sport gewählt.
Was machen Sie, wenn Sie verlieren?
Ich gratuliere dem Gegner und danach bin ich auf mich sauer, weil wir verloren haben, denn das heißt, dass ich meine Leistung nicht gebracht habe. Aber auch zu verlieren ist interessant. So können wir unsere Fehler erkennen und stärker werden. Also, im Leben wie im Sport braucht man Niederlagen, um besser zu werden.
Und wenn Sie gewinnen?
Wir springen vor Freude in die Luft. Siegen ist das Wesentliche beim Sport. Bei den Olympischen Spielen, so sagt man, sei das Wichtigste, daran teilzunehmen. Aber wenn man gewinnt, wie wir in Peking, dann ist das das i-Tüpfelchen.
Weltmeister 2001
Verletzen Sie sich oft beim Handball?
Das ist ein Sport mit viel Körperkontakt. Es stimmt, dass man auf einer kleinen Fläche den Gegner daran hindern muss vorbeizukommen, es kommt also zu Verletzungen, kleinen Verstauchungen, aber zu keinen gefährlichen.
Wenn man sich ein Bein bricht,wie lange Zeit muss man dann mit dem Spielen aussetzen?
Man muss mit acht Wochen rechnen, wenn die Heilung gut voran geht. Dann zwei, drei Wochen, um wieder zurecht zu kommen und Anschluss an die Mannschaft zu finden, denn zuerst trainiert man alleine. Das ist schwierig, aber so kann man auch eine kleine Pause machen. Ja, wenn es eine kleine Pause von zwei, drei Wochen ist, ist es interessant. Man kann den ganzen Tag bei seiner Familie bleiben. Aber eine Sportverletzung ist nicht einfach, denn unsere Arbeit besteht darin, auf dem Spielfeld zu sein, und wenn man verletzt ist, dann bremst das unsere Aktivität.
Wie alt war der jüngste Spieler in der Nationalmannschaft?
17 Jahre. Ich bin jetzt der älteste in der französischen Nationalmannschaft und ich spiele mit ganz Jungen, die 19, 20 Jahre alt sind.
Wann hört ein Profisportler auf zu spielen?
Mit 37, 38 Jahren. Ich bin 38 Jahre alt.
Was werden Sie danach tun?
Im Leben gibt es eine Kontinuität und die bedeutet bei einem Sportler, Trainer zu werden. Man nimmt etwas mit, wenn man auf hohem Niveau spielt, und man möchte dieses Erbe anderen Generationen weitergeben. Das ist das Weiterreichen der Fackel. Ich möchte gerne dabei helfen, diesen Sport zu entdecken und zu lieben.
Heute In 10 Jahren
Was halten Sie vom Doping?
Doping ist falsch und führt zum Tod des Sports, denn der Sport schenkt Kindern oder Behinderten bzw. vielen Personen, die im Leben Schwierigkeiten haben, Träume. Der Sport ermöglicht uns, uns zu übertreffen. Den Traum eines Menschen durch Doping töten, heißt auch, den Menschen töten. Das bedeutet, ihn daran zu hindern, durch eigene Kraft zu glänzen, Erfolg zu haben. Ich kämpfe gegen Doping und glaube, jeder ernsthafte und ehrliche Sportler kämpft auch dagegen. Man macht keinen Sport, um zu schummeln oder nur um zu gewinnen.
Sie haben mehr als 10 Jahre bei den Gladiators in Magdeburg gespielt. Haben Sie sich Deutschland vorher so vorgestellt?
Überhaupt nicht. Vor allem den Osten. Wir haben viele Vorurteile und wenn man ein Land entdeckt, die Leute, die dort leben, dann sagt man sich, es gibt sehr interessante Menschen auf der Welt und andere weniger interessante. Die Hauptsache dabei ist, diejenigen zu treffen, die sehr interessant sind. In Magdeburg haben die Menschen Lust, die Geschichte anders zu schreiben, zu zeigen, was sie haben.
Was denken Sie über Wölfe?
Den Kindern machen sie Angst. Wir haben die Geschichten dieser großen bösen Wölfe im Kopf, die im Dunkeln Angst machen. Aber gleichzeitig sind sie wie eine Mannschaft, denn sie sind immer im Rudel, sie jagen gemeinsam, sie leben zusammen, um stärker zu sein, und genau das passiert auch in meiner Handballmannschaft. Gemeinsam ist man stärker. Ich glaube, dass Wölfe auch Sportler sind.