19. Juli

Eine kleine Bilanz der Frauenfußball-Weltmeisterschaft

„Es war die beste Frauenfußball-WM aller Zeiten“ - die Frauenfußball-Beauftragte der FIFA, Tatjana Haenni, hätte sich kein besseres Lob ausdenken können. Die Organisation lief perfekt, die Stadien waren fast alle voll. Zum ersten Mal überhaupt wurden alle Spiele einer Frauenfußball-Weltmeisterschaft im Fernsehen übertragen, und die Quoten waren zeitweise berauschend: Das Viertelfinale Deutschland gegen Japan hatte 17 Millionen Fernsehzuschauer, das Endspiel mehr als 15 Millionen Schaulustige, und das ohne deutsche Beteiligung. Fragt sich, wie viele Zuschauer es gegeben hätte, wenn die Nationalelf dabei gewesen wäre. Die Zahl von 31 Millionen im vergangenen Jahr beim Halbfinale Deutschland – Spanien wäre aber wohl nicht erreicht worden.


Es gab während der WM viele Überraschungen, eine davon war die Form des Gastgebers. Aber auch Norwegen und Brasilien hatten einen weitaus längeren Aufenthalt in Deutschland geplant. Frankreich und Japan dagegen hatten nur wenige auf der Rechnung, ebenso wie Australien: die „Matildas“ zogen unerwartet ins Viertelfinale ein.


Das frühe Ausscheiden Deutschlands war der Tiefpunkt dieser WM. Gerade als es die Frauennationalelf geschafft hatte, so viele Zuschauer anzulocken, scheiterte sie. Die Spiele gegen Kanada und Frankreich waren über weite Strecken gut, die Partie gegen Nigeria geriet allerdings zermürbend. Besonders bitter für die deutschen Fußballerinnen dürfte es auch sein, dass sie nun nicht an den nächsten Olympischen Spielen teilnehmen können. Bernd Schröder findet, es sei „schlimm, dass dieses Verpassen oberflächlich abgetan wird. Was haben wir dafür gekämpft, dass Frauenfußball olympisch wird!“, sagte er dem "kicker". Deutschlands Frauenfußball-Nationalmannschaft hat leider im entscheidenden Moment versagt. Nach teilweise grottenschlechten Spielen ist es schwer, diese Sportart hierzulande weiter zu vermarkten. Wer wird sich schon das Europameisterschafts-Qualifikationsspiel gegen Kasachstan am 19. November ansehen?


Mal abgesehen von Deutschland hatte diese Weltmeisterschaft spannende Spiele geboten. Frankreich spielte einen schönen Fußball, die „Bleues“ griffen ständig an, sie gaben sich nie auf, hatten sehr oft einen Rückstand aufzuholen und spielerisch waren sie das beste Team des Turniers. Allerdings hatte Trainer Bruno Bini schon vor dem Turnier geseufzt: „Manchmal sind sie ein bisschen zu verspielt.“ Die USA hatten eine abgebrühte Mannschaft zur WM geschickt, sie war in den richtigen und wichtigen Momenten immer präsent, so wie im Spiel gegen Frankreich. Ohne spielerische Überlegenheit schafften die Amerikanerinnen es, auf kontrollierter Weise zu gewinnen, sehr professionell, wie ich finde.

Gegen Japan fehlte dann das Quäntchen Glück. „Nippon“ siegte jedoch nicht gegen irgendwelche Gegner: Deutschland, Schweden und die USA mussten sich geschlagen geben. Japan wurde häufig unterschätzt, hatte aber stets eine gut organisierte Abwehr, wie man es sonst aus dem Fernosten nicht kennt. Auch im Viertelfinale gegen den Gastgeber schlugen sich die Japanerinnen tapfer und machten aus der Partie ein ausgeglichenes Spiel. Sie hatten aber auch das Glück, eine fantastische Kapitänin zu haben: Homare Sawa wurde zur besten Spielerin des Turniers gekrönt.

Einzig England schaffte es, Japan zu schlagen, und zwar mit 2:0 in der Vorrunde. Weltmeisterbesieger, wenn das kein Trost ist!

------------------------

16. Juli

Schweden wird dritter – Frankreich darf nicht enttäuscht sein

 

Es fällt schwer, als Frankreich-Fan nach dem Spiel um Platz drei nicht traurig zu sein. Es stimmt, dass gestern mehr für die „Bleues“ drin war, ein klares Handspiel der Schwedinnen im Strafraum wurde nicht gepfiffen, die Ecke, die dem 2:1 voranging, war eigentlich ein Abstoß, aber nun, vor dem Turnier hätte ein solches Ergebnis Freudentränen verursacht. Frankreich hat gut gespielt, die Niederlage war nicht unbedingt verdient, leider hat das Team an manchen Momenten seine Unerfahrenheit zur Schau gestellt. Nach dem nachvollziehbaren Platzverweis für Öqvist konnten die Französinnen das Spiel nicht mehr dominieren, ganz im Gegenteil, Schweden wurde nach einem 40-minütigen Schlaf wach.


Die Innenverteidigung Frankreichs war gestern sehr schwach, wenn nicht laienhaft. Bei jedem Vordringen der „Damlandslaget“ hatte sogar ich Angst vor einem Gegentor und regte mich auf, obwohl ich mich bei Fußballspielen immer sehr ruhig verhalte. Obgleich Lotta Schelin eine sehr gute Stürmerin ist, kann man sie ausspähen, doch Renard und Georges, die auch noch im selben Verein wie Schelin spielen, hatten anscheinend etwas anderes zu tun. Aber, wie oben schon erwähnt, Frankreich hatte im Spiel um Platz drei sehr viel Pech, nicht zuletzt weil die Schlüsselspielerinnen Nécib und Sapowicz sich schon nach einer halben Stunde, verletzten.


Frankreich hat bei dieser Weltmeisterschaft viel erreicht, obwohl es insgesamt in sechs Spielen drei Niederlagen gab. Man sollte den Französinnen Lobeshymnen widmen, sie haben es mehr als verdient. Sie haben es geschafft, sie werden von den anderen Nationalmannschaften und besonders von den inländischen Medien respektiert und anerkannt.
Heute findet das Finale in Frankfurt statt, ohne die erwarteten Teams aus Deutschland oder Brasilien. Die USA sind der Favorit, mit Japan haben nur wenige gerechnet, Bernd Schröder hatte es natürlich vorhergesehen. Ich tippe auf einen Sieg der USA, obwohl sie sich, wie jede andere Mannschaft bei dieser WM, einen Dämpfer (gegen Schweden) geholt haben. Vielleicht kommt es morgen zu einem zweiten, einem viel härteren, ich jedenfalls hoffe, dass es dazu kommt.

14. Juli

Frankreich ist ausgeschieden –

USA triff im Finale auf Japan


Die französische Fußballnationalmannschaft der Frauen kann stolz darauf sein, erst im Halbfinale ausgeschieden zu sein. Doch das wird die „Bleues“ wohl kaum trösten. Auch im gestrigen Spiel gab Frankreich bis zur letzten Minute die Hoffnung auf ein Weiterkommen nicht auf. Wieder einmal scheiterte die „Equipe tricolore“ an einer schlechten Chancenverwertung...

Zwar beherrschten die Französinnen die meiste Zeit den Platz, doch fand die Mannschaft erst ziemlich spät ins Spiel – während den Amerikanerinnen schon früh das erste Tor gelang. Nach zahlreichen kleinen Chancen fiel dann der Ausgleichs-treffer völlig verdient in der 55. Minute: Die Flanke von Bompastor hatte eine unplanmäßige Flugbahn, fand daher nicht den Weg zu Thiney, sondern ins Tor - die irritierte Torhüterin konnte nichts machen.


Frankreich wollte unbedingt den Sieg-Treffer erzielen, machte Druck und wurde auf bittere Weise bestraft: nach einer Ecke schoss Wambach das 2:1. Mit dieser bekannten Situation konnten die Bleues diesmal aber nicht umgehen. Nach einem Konter kam wenige Minuten vor Schluss das dritte Gegentor, die Abwehr sah in diesem Moment sehr schlecht aus. Doch in einem Jahr finden die Olympischen Spiele statt. Dort werden die Französinnen mehr als eine Überraschungsmannschaft sein, denn jetzt gelten sie als ernstzunehmende Konkurrentinnen. Sie haben es jedenfalls geschafft, auf die Titelseite der großen Sportzeitung L'équipe zu kommen. Diese Weltmeisterschaft wird, sogar wenn mehr drin gewesen wäre, als Erfolg des französischen Frauenfußballs in die Geschichte eingehen.


Die USA spielen im Finale gegen Japan und gehen als Favoriten ins Endspiel. Für Japan wird dieses Turnier selbst im Falle einer Niederlage ebenfalls als Erfolg gewertet werden. Im Halbfinale gegen Schweden konnte Kawasumi zwei Treffer erzielen, bei beiden patzte Torhüterin Lindahl. Im Finale treffen zwei würdige Mannschaften aufeinander, so etwas sieht man gerne bei Weltmeisterschaften.

 

10. Juli

Tränen bei dem Gastgeber –

Frankreich siegt nach packendem Spiel

Für Potsdams Trainer Bernd Schröder sollten die gestrigen Ergebnisse keine große Überraschung darstellen, wenige Tage zuvor hatte er ja Japan und Frankreich als potenzielle Halbfinalkandidaten beschrieben. Und so kam es auch: Japan schlug das deutsche Team in der Nachspielzeit knapp mit 1:0, Frankreich besiegte England im Elfmeterschießen.


Nach den zwiespältigen Vorrundenspielen wurde gegen „Nippon“ kein Sieg mit drei oder vier Toren erwartet, letztendlich kam es zu einem bis zum Ende spannenden Spiel. Auf beiden Seiten waren Chancen zu sehen, allerdings gab es mehr hochkarätige vor dem japanischen Tor. Der Einzug ins Halbfinale ist für Japan dennoch nicht ganz unverdient, die Kaltschnäuzigkeit besiegte die Zaghaftigkeit. Nachdem schon nach wenigen Minuten die ersten Tränen auf deutscher Seite bei Kim Kulig flossen, da sie verletzt vom Platz musste, gab es nach Abpfiff keinen Halt mehr. Das Aus kam für alle viel früher als geplant –sogar die Schwedinnen sprachen schon von einem Halbfinale gegen Deutschland. Einen Vergleich mit der Männermannschaft möchte ich schon machen: Diese wurde nämlich nur auf europäischem Kontinent Weltmeister (1954 in der Schweiz, 1974 in Deutschland und 1990 in Italien), wohingegen die Frauenmannschaft in den Turnieren auf dem alten Kontinent immer ausschied und in den USA sowie in China den Pokal holte. Schade, dass dieser Bann nicht gebrochen wurde.


Im zweiten gestrigen Viertelfinale Frankreich-England ist es noch schwieriger einem Vergleich mit Männerfußball auszuweichen. Die Frauen von der Insel machten es so wie ihre männlichen Kollegen – und verloren nach Elmeterschießen. Es klingt zwar unglaublich, aber England hat in seiner Fußballgeschichte nur ein einziges Mal, 1990, im Elfmeterschießen gewonnen.


Spielerisch war Frankreich 120 Minuten lang besser, dennoch war es England, das nach schnell durchführtem Konter in der 59. Minute das erste Tor erzielte. Die „Bleues“, die bisher nur aus der zweiten Reihe gefährlich waren, begannen nach der Einwechslung von Elodie Thomis, richtig überlegen zu sein. In der 88. Minute fiel dann der mehr als verdiente Ausgleichstreffer durch Bussaglia.


Die anschließende Verlängerung war dann ziemlich ereignislos. Es wurde klar, dass das Spiel durch Penaltyschießen entschieden werden musste. Abilys Schuss konnte durch die englische Torhüterin pariert werden, allerdings konnten die anderen Französinnen fehlerlos ihren Stoß verwandeln. Dann kam es zur (erwarteten) Entscheidung: Rafferty und White schossen daneben bzw. an die Latte. Manche alte Traditionen werden im Fußball noch Jahrzehnte lang weilen sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen...


Für Frankreich wird es im übrigen in der nächsten Runde heikel, dort wird es auf treffen. Dennoch gibt sich das französische Team zuversichtlich, am 17. Juli in Frankfurt zu sein – « on espère que ça va durer jusqu’au 17 juillet », sagte uns der Trainer des französischen Teams!

 

6. Juli

Deutschland schafft es, Gruppensieger zu werden und spielt gegen Japan – Frankreich trifft auf England

Deutschland schafft es, Gruppensieger zu werden und spielt gegen Japan-Frankreich trifft auf England. Zum ersten Mal bei dieser Weltmeisterschaft war die Nationalelf unter Zugzwang, sie hat es geschafft, Frankreich zu besiegen, mit einer erstmals überzeugenden Leistung im Angriff. Diese Tatsache mag zwar der (Ex-)Kapitänin Birgit Prinz nicht gefallen, aber vier Tore gegen einen Mitfavoriten (ja, Frankreich gehört jetzt zu den Titelanwärtern!) sprechen für sich.


Stürmerin Inka Grings zeigte mit ihrem Doppelpack, dass sie Prinz' Rolle übernehmen oder gar übertreffen kann. Auch die Chancenauswertung funktionierte endlich, diese war im Eröffnungspiel gegen Kanada ziemlich miserabel. Diese Fakten sprechen dafür, dass Deutschland wieder ernsthaft um den Titel mitspielen kann. Allerdings gibt es in der Abwehr noch ziemlich viele Mängel zu verzeichnen. Die vor vier Jahren noch so harmonierende und beispiellos funktionierende Verteidigung floppte bei beiden Gegentreffern, die jeweils nach einer Ecke fielen. Eine gute Offensive reicht nicht immer aus, wenn die Hintermannschaft in den heiklen Situationen nicht anwesend ist. Gegen
Japan wird sich Deutschland keine weiteren Gegentore nach Standards leisten können, wenn doch, dann könnte es sein, dass die Nationalelf schon im Viertelfinale ausscheidet.

Frankreich ließ den Deutschen am Anfang des gestrigen Spieles ziemlich viel Raum, um auf Konter zu lauern, die Heimmannschaft nutzte es aus. Der zweite Treffer folgte rasch dem ersten, was die französische Hoffnung dämpfte, dennoch kämpften die "Bleues" wacker weiter. Nachdem der Französin Delie das 1:2 gelang, wurde die 65. Minute zum Schicksalsschlag für Frankreich, Torhüterin Bérangère Sapowicz war die tragische Figur. Fatmire Bajramaj lief auf sie zu, der Ball kam an, Sapowicz hatte einen schlechten Reflex und grätschte die Deutsche mit beiden Beinen um. Die Schiedsrichterin hatte keine Wahl und musste ihr die rote Karte wegen Notbremse zeigen. Es kam wenige Minuten später zum nächsten Anschlusstreffer Frankreichs, aber zu zehnt war die "Equipe Tricolore" der
deutschen Mannschaft klar unterlegen und kassierte einen weiteren Treffer.

Alles in allem können die Bleues dennoch stolz auf ihren bisherigen
Turnierverlauf sein. Nach einem fulminanten 4:0-Sieg gegen Kanada wurde Frankreich von einer "potenzieller Überraschungsmannschaft" zu einem "seriösen Titelkandidaten" hochgestuft.

Im Viertelfinale kann man ein spannendes Spiel gegen England erwarten. Noch zum Schluss: Die Schiedsrichterin zeigte eine überragende Leistung.

 

2. Juli 2011

Deutschland enttäuscht auf (fast) allen Linien – Frankreich überzeugt

Man könnte als Deutschland-Fan der Schiedsrichterin die Schuld für dieses trostlose Fußballspiel in die Schuhe schieben. Die Leistung des Referees war tatsächlich mangelhaft: Cha Sung-Mi schaffte es nicht, das Spiel unter Kontrolle zu bringen. Bereits in der ersten halben Stunde hätte die Schiedsrichterin eine deutsche und eine nigerianische Spielerin wegen groben Foulspiels vom Platz verweisen müssen, doch es blieb bei mündlichen Verwarnungen. Als es für die Nigerianerinnen während der letzten zehn Minuten um alles ging und sie aggressiv wurden, gab die Unparteiische keiner einzigen der „Super Falcons“ die gelbe Karte: Kein Wunder, dass es mehrere Verletzte unter den Deutschen gab.


Nun wird es aber Zeit, dass die Schönrednerei ein Ende hat. Die deutsche Nationalelf zeigte gestern nämlich eins der schlechtesten Spiele seit Jahren. Vor dem Spiel war von einem 5:0- oder 6:0-Sieg die Rede! Das deutsche Team wusste nicht, wie es diesem Druck standhalten sollte. Die Spielerinnen hofften auf starke Einzelaktionen, die dann zu einem Torerfolg geführt hätten. Es kam fast dazu, in der 14. Minute stand Okoyino da Mbabi mit dem Ball frei vor dem Tor, eine Linienrichterin sah sie im Abseits, was allerdings zu bezweifeln ist. Vielleicht hätte ein solches Tor einer offenbar verkrampften deutschen Mannschaft weitergeholfen. Schließlich folgte eine mit Ausnahme von Verletzungen und harten Fouls ereignislose halbe Stunde. Selbst die „Retterin“ Popp, die nach 30 Minuten für die verletzte Behringer auf den Platz kam, wusste nichts mit dem Ball anzufangen.


Zu Beginn der zweiten Halbzeit schienen die Deutschen aufgewacht zu sein, sie kämpften um den Ball. Ein Spielfluss entwickelte sich allerdings nicht. Kurz nachdem Birgit Prinz ausgewechselt wurde, fiel das Tor. Doch die erhoffte Torserie blieb aus – Deutschland mit Ausnahme der Abwehr und Angerer, die sich ihr 100. Länderspiel anders gewünscht hätte, schlief weiter.


Nach den enttäuschenden beiden Spielen müsste Silvia Neid Änderungen vornehmen, Prinz hat gezeigt, dass sie es nicht mehr verdient, in der Startformation zu spielen. Die Kapitänin war wieder einmal ein Schwachpunkt in der Mannschaft. Es ist nun mal eine Weltmeisterschaft, die Vorbereitungsspiele und spätestens die Vorrundenspiele sind eigentlich dazu da, die ideale Aufstellung auszuwählen. Es wird höchste Zeit, dass die Bundestrainerin die Formation ändert. Es geht gegen Frankreich zwar „nur“ um Platz eins in der Gruppe, dennoch muss bis zum Viertelfinale eine Entscheidung fallen. Im Sturm wird die Auswahl langsam knapp, Prinz konnte nur wenig bzw. nichts auf die Reihe bringen, für die erfahrenen Inka Grings und Martina Müller ist es ohnehin das letzte WM-Turnier.


Trainerin Silvia Neid hat leider auf Routine gesetzt und „jüngere“ Stürmerinnen wie Anja Mittag außen vor gelassen. Die hätte mit ihrer Kraft die blutleere Mannschaft wachgerüttelt. Bisher hat die Abwehr zwar nicht versagt, aber ohne Tore wird es nichts mit dem Weltmeistertitel.

Deutschland muss jetzt Angst vor seinem letzten Gruppengegner haben. Frankreich war den Kanadierinnen einfach überlegen. Die Tore von Thiney, Abily und Thomis hatten teilweise etwas Spektakuläres. In der 60. Minute erzielte Thiney mit einem herrlichen Schuss das 2:0. Thomis' Tor kam nach einem echten Zuckerpass von Louisa Nécib zustande. Trainer Bruno Bini hatte Recht („Die Stärke meines Teams ist, dass die Spielerinnen einfach gerne Fußball spielen“), seine Mannschaft hatte sichtlich sehr viel Spaß während des ganzen Matches. Die Französinnen ließen nie nach, wollten immer mehr Tore erzielen und machten auch in der Abwehr eine tadellose Partie. Die Bleues werden am Dienstagabend sicherlich motiviert beim Spiel gegen Deutschland auftreten, das ist ihre Stärke, sie nutzen sie aus. Dagegen fielen Deutschlands Erfolge als Arbeitssiege auf. Am 5. Juli spielt Frankreich gegen Deutschland. Wenn es keine Änderungen zu den gestrigen Spielen gibt, werden die Fernsehzuschauer am Dienstag abend Bälle im deutschen Tor zappeln sehen.

 

30.06.2011

Jede Mannschaft hat jetzt ein Spiel bestritten – kein Kantersieg, keine große Überraschung

Vor vier Jahren begann die deutsche Nationalelf der Frauen bei der Fußball-Weltmeisterschaft mit einem 11:0 Auftaktsieg gegen Argentinien, am nächsten Tag geschah das Unglaubliche: Nordkorea trotzte den Amerikanerinnen einen Unentschieden ab.

Mittlerweile hat jeder Teilnehmer der diesjährigen WM eine Partie gespielt und siehe da, der höchste Sieg war bisher ein 2:0 (zwischen den USA und Nordkorea!), alle Favoritinnen konnten mit einem Sieg starten, mit Ausnahme von England, das allerdings nicht zu den wichtigsten Titelanwärtern gehört. Es wurde gefürchtet, dass das Niveau zwischen den Nationalmannschaften enorm ist, bisher wurde nur das Gegenteil bestätigt. Norwegen konnte sich nur mühsam gegen Fußballerinnen aus Äquatorialguinea durchsetzen, ein Land, das auf der FIFA-Weltrangliste Platz 61 besetzt.

In der selben Gruppe konnte Australien gegen schwache Brasilianerinnen überzeugen. Gegen Kanada konnte Deutschland siegen, dennoch fiel das Ergebnis nicht sehr hoch aus. Obwohl die Nationalelf weitaus mehr Torchancen hatte, konnten die Kanadierinnen bis zur letzten Spielminute auf ein Unentschieden hoffen.

Diese Tatsachen sprechen dafür, dass wir noch in der Gruppenphase spannende Spiele erleben werden. Ein Überraschungsergebnis tut dem Verlauf des Turniers immer gut, die Mannschaften werden wieder angespornt, die Zuschauerzahlen wären höher, es würde dem Frauenfußball weiterhelfen, wir sind nicht mehr sehr weit davon entfernt.

 

Frauenfußball-WM- 2011

Unser Blog