Ich bringe Glück, auch wenn ich nicht voller Ruß bin
Interview mit Steffi, der Schornsteinfegerin
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Schornsteinfegerin zu werden?
Mein Vater ist Schornsteinfeger. Er hat mich schon mal aufs Dach mitgenommen und ich war immer ganz fasziniert davon. Deshalb habe ich diesen Beruf gelernt. Und ich bin sehr froh.
Warum sagt man, dass es Glück bringt, Schornsteinfeger anzufassen?
Das kommt von ganz früher. Der heilige Sankt Florian ist unser Schutzpatron. Er ist eigentlich dafür zuständig, das Haus vor Feuer zu schützen. Und der Schornsteinfeger war früher auch dafür zuständig, weil er die Schornsteine sauber gemacht hat, damit es nicht anfängt zu brennen. Und deshalb sagt man, der Schornsteinferger bringt Glück, weil er ja das Feuer vom Haus fernhält.
Werden Sie von vielen Leuten angefasst?
Na klar! Immer. Ganz viele. Heute Morgen haben mich schon fünf Leute schon angefasst.
Und werden Sie vorher gefragt?
Ja. Manche wollen einen umarmen, manche wollen einen Kuss geben. Dann suche ich natürlich ganz genau aus, wer es darf und wer nicht.
Und stört Sie das nicht?
Nein. Nein, das gehört dazu. Das ist eigentlich sehr schön, wenn Leute auf einen sehr positiv reagieren, wenn sie sich freuen, dass man einen sieht.
Bringen Sie auch Glück, wenn Sie sauber sind oder nur, wenn Sie voller Ruß sind?
Ich bringe auch Glück, wenn ich sauber bin, natürlich. (Lachen)
Gibt es auch viele Kinder, die Sie anfassen?
Ja, ganz viele. Ich bin selber immer erstaunt, wie diese Tradition immer noch weitergetragen wird. Das hätte ich vorher nicht gedacht.
Wissen Sie, ob diese Tradition auch in anderen Ländern existiert?
Es kann damit zu tun haben, dass in Deutschland der Schornsteinfeger immer einen relativ hohen Stand hat. In Italien ist es auch so - da kommen ursprünglich die Schornsteinfeger her - aber in den anderen europäischen Ländern ist es nicht so verbreitet.
Hat jemand Ihnen schon ein Geschenk gegeben?
Ja, klar! Ich habe letztens als Geschenk ein Bild von einem kleinen Mädchen bekommen. Die hat es extra für mich gemalt. Natürlich ist das toll. Oder ich bekomme gern etwas zum Trinken. Manche geben auch Trinkgeld hinterher und sagen: „Gehen Sie mal einen Kaffee trinken“.
Interview und Zeichnungen: Zoé, Chloé, Emmanuelle und Sophie
(Kleine Zeichnung: Coralie)
© Text und Bilder: Grand méchant loup | böser Wolf - Dezember 2010