Es ist spannend, wenn man sich anguckt,

wie alles wirklich aussieht. Ein Herz zum Beispiel.

Julia ist 22 Jahre alt und studiert seit knapp drei Jahren Medizin an der Charité in Berlin. Sie sprach mit den Miniwölfen über ihr Studium.

Wie sind Sie dazu gekommen, Medizin zu studieren?
Als ich klein war, hatte ich immer den Gedanken, Medizin zu studieren. Ich weiss nicht, ob ich vom Kinderarzt fasziniert war, was er alles konnte und machte. Oder ob es vielleicht an die Faszination vor dem meschlichen Körper lag. Aber ich bin nie von diesem Gedanken abgekommen.

Sind Sie als Kind gerne zum Arzt gegangen?
Ich glaube nicht. Wenn der Arzt mit Spritzen kam oder so... Aber irgendwie muss es mich trotzdem beeindruckt haben.

Wie lange dauert das Medizinstudium?
Sechs Jahre. Und danach kommt noch die Ausbildung zum Facharzt. Also dauert es noch ein paar Jahre mehr.

Wie läuft das Studium?
Die ersten vier Semester sind an der Uni. Das nennt man Vorklinik. Dann ab dem 5. Semester gehen wir auch drei- bis viermal die Woche ins Krankenhaus. Wir lernen quasi die Praxis noch. Im Moment lernen wir die Untersuchungtechnik. Anfänglich untersucht man sich gegenseitig, also ist man selber auch Patient. Und dann, wenn man schon ein bisschen geübt hat, darf man auch einen Patient untersuchen. Es ist wie ihr es auch vom Kinderarzt kennt. Man hört die Lunge, das Herz ab, man guckt in den Mund und tastet den Bauch ab. Und dann haben wir Kurse, wo man die Hirnnerven testet, z.B. die Augenbewegungen oder die Reflexen.

Das Medizinstudium

1.-4. Semester: Vorklinik

Die Ausbildung erfolgt an Universitäten in den Fächern Biologie, Chemie, Physik, Anatomie, Physiologie, medizinische Psychologie und Soziologie und Biochemie. Hinzu kommt ein Pflegepraktikum.

ab dem 5. Semester: Klinik

Praktika und Kurse im Krankenhaus

ab dem 12. Semester: Ausbildung zum Facharzt

Was für ein Arzt wollten Sie werden? Kinderarzt, Kieferorthopäden...?
Das ist eine gute Frage! In eurem Alter wollte ich Kinderarzt werden. Aber im Studium lernt man viel mehr Bereiche auch kennen. Im Moment bin ich unentschlossen. Ich könnte vielleicht auch Chirurgin werden.


Was macht der Chirurg?
Ein Chirurg? Er operiert. Also wenn dir z.B. der Blinddarm weh tut, dann soll manchmal der Chirurg deinen Bauch aufschneiden, um das kranke Stück herauszuholen.

Iiiiihhh....

Haben Sie schon mal einen Toten gesehen?
Ja, wir hatten in den ersten vier Semestern Kurse, wo man sich den menschlichen Körper von Innen angucken konnte, wofür man einen toten Menschen braucht. Irgendwann gewöhnt man sich auch dran. Man verbindet das nicht mehr mit einem Menschen. Du guckst ja eigentlich nicht den Kopf an, sondern nur das Innere des Körpers.

Haben Sie schon etwas Außergewöhnliches während Ihres Studiums erlebt?
Was ich damals außergewöhnlich fand, war bei einer OP, also einer Operation, dabei zu sein. Ich dürfte mit an dem OP-Tisch und dürfte auch die Hände hineinlegen. Ihr kennt ja, wenn den Puls schlägt, habt ihr ja schon mal gefühlt. Und die OP war am Bauch, und ich sollte den Darm weghalten. Es hat so pulsiert, das fand ich toll!

 

Julia zeigt uns, wie man sein Puls spüren kann

           

Erstmal nicht mit dem Daumen messen, weil der Daumen seinen eigenen Puls hat. Wenn ich jetzt z.B. deinen Puls mit meinem Daumen messen würde, dann würde ich meinen Puls und nicht deinen spüren. Mit zwei Fingern, genau und dann, spürt ihr alle? Man kann auch am Hals oder an den Füßen spüren.

           

 

Wenn Sie jetzt krank sind, was machen Sie dann?
Ich habe Medikamente zu Hause, aber nur die, die man in der Apotheke bekommt: Schmerztabletten, Paracetamol, oder etwas gegen Heuschnupfen. Ich bin noch nicht so weit, dass ich mir selber etwas verschreibe. Ich gehe auch nicht gerne zum Arzt. Früher bin ich beim Spritzen oder beim Blutabnehmen immer umgefallen. Aber wenn es ganz schlimm ist, dann muss ich auch zum Arzt.

Haben Sie Spaß an Ihrem Studium?
Ja, auf jeden Fall! Es ist spannend, wenn man sich anguckt, wie alles wirklich aussieht. Wenn man uns sagt: „Das ist ein Herz, so sieht das Herz aus.“ Mehr über den menschlichen Körper zu erfahren, wie die Krankheiten ablaufen und was man dagegen tun kann, zu analysieren, was gerade falsch läuft. Auch die Zusammenarbeit unter den Ärzten, um eine Krankheit herauszufinden und sie zu heilen, finde ich toll.

Was gefällt Ihnen an ihrem Studium nicht?
Wir müssen zu viel auswendig lernen. Jede Kleinichkeit, jede Arterie, wie sie heisst... Die ersten vier Semester sind das Schlimmste. Die Biochemie z.B. mit den ganzen chemischen Formeln, was man später quasi eigentlich nie wieder braucht und wieder vergessen kann.

 

Julias erste Erfahrung mit einem Patient                  

Es ist ein komisches Gefühl, wenn man zum ersten Mal ein Patient untersucht. Letztes Mal hatten wir einen Kurs im Krankenhaus und da war eine Assistenzärztin, die sagte: „So! Ihr habt hier einen Bogen mitFragen, die ihr stellen könnt.“ Wir hatten unser Stethoskope mit und eine kleine Lampe. Und dann schickte sie uns zu den Patienten, in die Räume hinein, und machte die Tür hinter sich zu.

Und du stehst da mit dem Patient alleine, und du kennst dich in der Praxis gar nicht aus. Dann hatte ich Glück, dass jemand vom Untersuchungskurs hinein kam, und man konnte das zusammen machen. Das war für mich noch schwer. Man denkt: „Mist, jetzt hast du die Augen vergessen, und das wolltest du doch gar nicht, und das wolltest du noch machen, aber schon bist du fertig. Das hatte auf mich den Effekt, dass ich es nicht mehr vergessen werde, wie eine Untersuchung anfängt!

Empfehlen Sie, Medizin zu studieren?
Man muss auf jeden Fall sehr naturwissenschaftlich interessiert sein. An Fächer wie Biologie, Chemie, oder auch Physik. Ich glaube, es ist bestimmt ein toller, aber auch ein harter Job. Als Assistenzarzt bist du eher derjenige, der alles tun muss. Und dieser 24-Stunden-Dienstim Krankenhaus ist bestimmt hart! Aber das Studium ist trotzdem nie langweilig, finde ich.

Wollen Sie manchmal einen ganz anderen Job lernen?
Eigentlich nicht. Ich glaube, wenn man später im Krankenhaus arbeitet, wo es 24-Stunden-Dienst mindestens einmal die Woche gibt, da hat man bestimmt irgendwann keine Lust mehr. Man ist total übermüdet und denkt: „Ach, jetzt willst du lieber schlafen.“ Und dann will man vielleicht lieber doch ein ruhiger Job machen, wo man die acht Stunden arbeitet und dann ist es Feierabend.

Muss man mehrere Sprachen sprechen können, um Medizin zu studieren?
Es ist auf jeden Fall besser, wenn man es kann. Wenn man ein bisschen Latein hatte,ist es nicht schlecht. Die ganzen Krankheitsnamen sind auch auf Lateinisch.

Was muss man fürs Abi machen, um Medizin zu studieren?
In Deutschland ist es vom Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Ich hatte vier große Fächer im Abi, das war Mathe, Biologie, also die Naturwissenschaft, dann Englisch und Erdkunde. Das waren die Fächer, in denen ich geprüft wurde. Dann muss man lange Klassuren schreiben - 4-5 Stunden, und man hat auch ganz viel Angst davor. Und es gibt noch eine mündliche Prüfung. Die Pünkte der 12. und der 13. Klasse zählen auch für das ganze Abitur. Und dann ist es vorbei. Schafft ihr aber alle!

 

Warum heißt die Charité so...

Das Krankenhaus - 1709 gegründet - hieß damals „Lazareth-Häuser“ und war ursprünglich für Pestkranken. Es wurde auch schnell als Armenkrankenhaus benutzt. Der König Friedrich Wilhelm I. beschloss 1727 das Krankenhaus in dein Bürgerhospital unzuwandeln und ordnete dann an: „Es soll das Haus die Charité heißen.“ Die „Charité“ bedeutet nämlich die Barmherzigkeit auf Französisch...

            

 

Interview und Zeichnungen:

Alica, Alice, Clara, Joyeux, Chloé, Coralie  

Julia, Medizin-Studentin