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"Dafür bin ich hier und schwitze ich
mich jeden Tag zu Tode."

Ein Interview mit Robert Harting

 

Robert Harting ist Diskuswerfer und Weltklasse-Sportler! Er kommt aus cottbus und ist 26 Jahre alt. 2009 wurde er Weltmeister in Berlin, David (14) konnte damals mit ihm ein Interview im Vorfeld führen. Zwei Jahre später, in Daegu 2011, hat Robert Harting wieder die Goldmedaille geholt. Die Bösen Wölfe gratulieren!

Hier kannst du Spannendes über folgende Themen lesen:

1. Wie alles begann >>>

   2. Training >>>

      3. Vor einer Meisterschaft >>>

         4. Und sonst >>>





1. Wie alles begann


Hatten Ihre Eltern auch mit Leichtathletik etwas zu tun?
Meine Eltern waren Kugelstoßer. Mein Papa hat sich verletzt und konnte leider nicht weiter machen.

Sind Sie Leichtathlet geworden, weil Ihre Eltern es waren?
Es war eigentlich Zufall, ich war ein guter Handballer und wollte es bleiben, aber da hat sich eine schlechte Geschichte ereignet, der Trainer wurde gewechselt und es war nichts mehr für mich. Deswegen bin ich zur Leichtathletik gekommen, ich hatte am Anfang wenig Erfolg, dann ging es mit einem Schlag plötzlich besser, und ich bin dabei geblieben.

Wie alt waren Sie, als Sie sich gesagt haben, jetzt werde ich Leichtathlet?
Zwölf, elf ein halb.




2. Training


Trainieren Sie allein mit Ihrem Trainer, oder gibt es andere, die mittrainieren?
Momentan gibt es andere Sportler bei der Trainingsgruppe. In zwei Wochen, Ende Juli, sind wir allein.

Sind alle Diskuswerfer?
Alle außer einen, der ist Kugelstoßer.

Wie oft trainieren Sie am Tag?
Mindestens zwei mal pro Tag. Wenn es vormittags viel zu tun gibt, dann darf man nachmittags auch mal frei haben.

Wie lange?
In der Woche sind es um die zehn Einheiten.

Welche Eigenschaften braucht man, um Diskuswerfer zu werden?
Es gibt verschiedene Typen. Eine Grundeigenschaft ist einfach extremer Ehrgeiz, weil es sehr schwierig ist: Du musst Kraft haben, du musst schnell sein und du musst dich bewegen können. Wenn du nur Krafttraining machst, schränkst du deine Bewegungen ein, weil die Muskulatur einfach zumacht. Du wirst dann langsam, aber du musst schnell sein! Und wenn du nur Bewegungstraining machst, geht es wiederum auf Kosten der Kraft. Das eine Training ist immer im Widerspruch zum anderen, man muss die richtige Mischung finden.

Wie werfen Sie denn den Diskus, haben Sie eine ganz eigene Art oder haben Sie dieselbe wie alle andere?
Das Problem mit dem Diskus ist, dass der ein bisschen eine Grundform hat, wie er geführt sein muss. Da ist Individualität mit drin, ich sag mal zu 30 Prozent. Die machen dann den Unterschied aus.


3. Vor einer Meisterschaft




Was machen Sie, bevor Sie dran sind, bevor Sie werfen müssen bei einem Meeting?
Normale Erwärmung, Gymnastik, ich habe halt keine Rituale.

Glauben Sie, dass Sie eine Chance auf eine Medaille haben?
Dafür bin ich hier und schwitze ich mich jeden Tag zu Tode.

Was machen Sie, wenn Sie einen neuen Rekord aufstellen?
Dann werde ich ich mich natürlich riesig freuen, sonst weiß ich nicht. Ich bin ein relativ spontaner Typ und ich mache das, wonach mir ist.

Aus welchen Kontinenten oder Ländern kommen Ihre Konkurrenten?
Zum großen Teil aus Europa, aus dem Osten Europas: Estland, Litauen, Polen, das sind die Hauptkonkurrenten.

Warum ist Deutschland eigentlich so schwach in der Leichtathletik, haben Sie dafür eine Erklärung?
Ein bisschen schon. Es fehlt nach wie vor das Geld für die Leichtathletik, man kann nicht mehrere Leute fördern, aus denen vielleicht etwas werden könnte. Man muss sich auf einen, zwei spezialisieren, und gerade die schaffen es eventuell nicht.

Es wird mehr in Fußball z. B. investiert?
Sicherlich wird mehr in Fußball investiert. Das Problem ist nicht, ein Verhältnis aufzustellen, wer mehr, wer weniger bekommt. Wir meckern nicht, dass wir weniger bekommen als andere, sondern dass wir generell zu wenig kriegen. Leichtathletik ist ein ganz anderes System als Fußball, man muss es so sehen: pro Disziplin sind es fünf Teilnehmer, also zehn, männlich wie weiblich. Wenn man alle Disziplinen zusammen addiert, sind wir schnell bei 500 Athleten, die gefördert werden müssten. Aber leider ist dafür nicht genügend Geld da. Und so schaffen es vielleicht bestenfalls drei oder vier in die absolute Weltspitze. Wenn mehr Geld vorhanden wäre, um die Athleten zu unterstützen, würden es wahrscheinlich mehr schaffen.

Was halten Sie denn vom Doping?
Natürlich finde ich das nicht gut, weil ich ein sehr ehrlicher Mensch bin, und wenn ich betrogen werde beim Sport, dann ist das für mich für unterste Schublade, das verachte ich und will damit nichts zu tun haben. Aber leider existiert es im Sport, und das wird wohl auch immer so bleiben: Deswegen werde ich immer jemand sein, der sich daran reiben wird.

Würde es überhaupt im Diskuswerfen etwas nützen?
Ich denke schon, sonst wäre es nicht verboten!


4. Und sonst?


Was gibt Ihnen Kraft so im Leben?
In meinem Leben geben mir mein engster Freundeskreis und meine Freundin natürlich, die Kraft. Ich persönlich gebe mir auch öfter Kraft, ich muss mich aus bestimmten Situationen rauskämpfen, alleine, es ist immer ein innerer Antrieb, immer Ehrgeiz, neue Sachen zu erreichen. Das ist das, was mich vorwärts bringt.

Arbeiten Sie denn nebenbei oder verdienen Sie genug durch die Leichtathletik?
Im Moment bin ich bei der Bundeswehr, ich bin Sportsoldat, habe ein geregeltes Einkommen. Nebenbei habe ich durch Leichtathletik ein bisschen Verdienst dazu, aber da ich einen relativ geringen Lebensaufwand habe, reicht das auch.

Was werden Sie nach Ihrer Karriere machen? Werden Sie Trainer?
Nee, glaube ich nicht. Ich studiere Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation. Ich möchte wirtschaftlich etwas aufbauen, am liebsten hätte ich gern eine eigene Werbeagentur. Sie sind natürlich vom Aussterben bedroht, deswegen muss man ein bisschen extravagant sein! Ich hoffe, dass ich das umsetzen kann.

Bis zum welchem Alter kann man als Profi Diskuswerfer sein?
Es kommt drauf an, wie lange deine Bandscheiben mitmachen, ob sie mit 30 kaputt sind oder mit 35, aber kaputt gehen sie auf jeden Fall.

Haben Sie eine Lieblingserfindung?
Noch nicht, ich habe viele gute Erfindungen, aber eine richtige Lieblingserfindung habe ich noch nicht, weil ich dann ja ein bisschen Ehrgeiz verlieren würde, was Neues zu erschaffen.

Vielen Dank für das Interview und viel Glück bei der Weltmeisterschaft!


Interview: David (14 Jahre)

© Grand méchant loup, www.boeser-wolf.schule.de 2009, Überarbeitung 2011

 

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