Ein Interview mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier.
Die Kinderreportern des Bösen Wolfes hat Frank-Walter Steinmeier in seinem Büro im Auswärtigen Amt getroffen. Steinmeier erzählt über Zeitverschiebung und schlaflose Nächte, Krieg und Frieden, ein bisschen über Europa und natürlich über Wölfe.
Frank-Walter Steinmeier: Nicht das Reisen ist das Problem, sondern eher die häufige Abwesenheit von zu Hause. Mich belastet das Reisen nicht so sehr, obwohl man von den Ländern, die man besucht, weniger als ihr denkt kennen lernt.
Frank-Walter Steinmeier: Leider ist es zu häufig so, dass man von vielen Ländern nur den Weg zwischen Flughafen und Außenministerium oder Flughafen und einem Konferenzzentrum kennt, aber von der Hauptstadt und erst recht vom Land, dem ganzen Land wenig sieht.
Frank-Walter Steinmeier:Zur Zeit zwei- bis dreimal. Viel häufiger geht es auch kaum, weil wir natürlich hier in Berlin auch Aufgaben zu erledigen haben.
Frank-Walter Steinmeier:Das ist inzwischen sehr sehr viel. Noch vor hundert Jahren hatte der Außenminister dafür zu sorgen, dass möglichst zwischen dem eigenen Land und den Nachbarstaaten kein Krieg losbricht, und man hatte Gelegenheiten zu ausführlichen Reisen zu den Hauptstädten der Nachbarstaaten. Diese Zeit ist inzwischen vorbei. Es ist heute ein sehr hektischer Beruf, was auch damit zusammenhängt, dass wir uns intensiv um die Europäische Union zu kümmern haben. Die Europäische Union mit 28 Mitgliedsstaaten, wo alle Entscheidungen sorgfältig mit allen besprochen werden müssen und wo man pausenlos unterwegs sein muss, um keinen Streit zwischen den Partnern aufkommen zu lassen.
Frank-Walter Steinmeier:Eine Kernaufgabe des Außenministers ist geblieben, dafür zu sorgen, dass Frieden auf der Welt herrscht und dass nach Möglichkeit keine Streitigkeiten mit dem eigenen Land beginnen, die die Menschen zu Schaden bringen.
Frank-Walter Steinmeier:Das hängt mit der Beschreibung der Aufgabe zusammen, die ich eben versucht habe. Der Außenminister hat in der Bundesregierung dafür zu sorgen, dass das, was wir mit der Bundesregierung im Inland entscheiden, auch bei unseren Nachbarn und Partnerländern verstanden wird.
Frank-Walter Steinmeier:Das kann ich jetzt so gar nicht beantworten. Aber es gibt viele Länder, die mich überrascht haben, weil ich sie mir so gar nicht vorgestellt habe, etwa mein Besuch in Slowenien, ein Land, das zum ehemaligen Jugoslawien gehörte. Es ist so wunderschön, dass ich gern noch einmal als Privatmann, als Tourist hinfahren würde.
Frank-Walter Steinmeier: Nein. Ich werde gut beschützt, und insofern habe ich keine Angst bei solchen Reisen.
Frank-Walter Steinmeier: "Besonders" würde ich nicht unbedingt sagen. Mit anderen Ländern versuchen wir, für Frieden auf der Welt zu sorgen. Dazu arbeiten wir in großen Organisationen mit anderen Ländern zusammen - der Europäischen Union oder den Vereinten Nationen in New York. Dort versuchen wir mit vielen anderen zusammen mitzuhelfen, dass da, wo Krieg ausbricht, wo Menschen zu Tode oder zu Schaden kommen, wo Häuser zerstört werden, einen solchen Kriegszustand zu beenden. So dass die die Eltern wieder zur Arbeit gehen können und Kinder in die Schule, ohne Angst zu haben. Daran arbeiten wir.
Frank-Walter Steinmeier: Häufig! Auch das hängt damit zusammen, wie friedlich oder unfriedlich die Welt gerade ist. Wenn es gerade irgendwo auf der Welt eine Krise oder einen Krieg gibt, dann informieren mich natürlich meine Mitarbeiter, wenn es etwas Neues gibt oder wenn wir irgendetwas tun müssen. Deshalb klingelt auch manchmal nachts das Telefon.
Frank-Walter Steinmeier: Der Außenminister muss eine besondere Beziehung zu Europa haben, weil Europa zu einer seiner Hauptaufgaben geworden ist.
Frank-Walter Steinmeier: Europa macht nicht immer nur Freude. Aber ich finde, Europa ist notwendig und Europa wird oft zu Unrecht kritisiert. Woran man immer denken muss: Die Region, in der wir leben, war über viele Jahrhunderte eine Region, in der auch Kriege stattgefunden haben, in der sich die Länder und die Völker nicht gut miteinander verstanden haben. Seit Beginn der Europäischen Union herrscht hier Frieden, kein einziger Krieg hat mehr stattgefunden. Und deshalb bin ich in der Tat der Meinung, dass wir dieses Europa der Europäischen Union pflegen müssen, damit dieser Frieden erhalten bleibt.
Frank-Walter Steinmeier: Ach vieles. Vieles kann man verbessern. Die Europäische Union ist schnell gewachsen. Am Anfang war es wie eine Familie mit sechs Mitgliedern, jetzt sind wir 28! Und trotzdem müssen wir auch in einer größeren Europäischen Union noch in der Lage sein, schnelle Entscheidungen zu fällen. Das dauert manchmal zu lange und ist zu kompliziert. Vieles könnte und müsste schneller sein, dann würden wir Europa noch besser, noch einfacher und noch leichter verständlich für die Menschen in Europa gestalten können.
Frank-Walter Steinmeier: Als deutscher Außenminister muss man auf jeden Fall Deutsch können. Außerdem spreche ich ganz passabel Englisch und verstehe Französisch ein bisschen.
Frank-Walter Steinmeier: Man kann sich als Außenminister die Arbeit auch nicht so zurechtlegen, dass man am Wochenende immer zu Hause ist. Manchmal sogar ganz im Gegenteil. Die vielen internationalen Konferenzen, die es gibt, wenn die Welt etwas unfriedlich ist, die finden immer, weil alle keine Zeit haben, gerade am Wochenende statt. Deshalb bin ich sehr häufig unterwegs.
Frank-Walter Steinmeier: Ich weiß nicht, ob es jemanden gibt, der als Kind geplant hat, Politiker zu werden. Ich glaube nicht. Bei mir ist es auch immer anders gekommen, als ich es mir vorgestellt oder geplant habe. In der Zeit, als ich so alt war wir du, habe ich viel Fußball gespielt. Damals wollte ich unbedingt Sportreporter werden, und dann später habe ich mich für Häuser interessiert, und dann wollte ich eine Zeitlang Architekt werden.
Frank-Walter Steinmeier: Das hängt davon ab, ob ich dann hier bin oder ob ich ein paar Tage Zeit habe, um wegzufahren. Wenn ich hier bin, dann lese ich oder bin im Garten. Wir haben einen sehr großen Garten. Wenn ich ein bisschen mehr Zeit habe, dann versuche ich, in die Berge zu gehen und ein bisschen zu wandern, wenn es geht, mit der Familie, und wenn es nicht geht, dann auch gelegentlich mit Freunden.
Frank-Walter Steinmeier: Von Kindern selten. Von erwachsenen Journalisten mehrmals die Woche.
Frank-Walter Steinmeier: Ja, wenn man im Ausland nicht verhungern will, muss man etwas Neues probieren. In den Ländern, die wir besuchen, hast du gar nicht das Angebot, das du hier hast. Also weiße Brötchen oder Erdbeermarmelade gibt es ja nicht überall auf der Welt. Dann muss man auch anderes probieren. Aber das mache ich auch gern. Ich bin da auch neugierig.
Frank-Walter Steinmeier: Das Komischste war, als ich zum Geburtstag der Deutsch-Israelischen Gesellschaft reden musste - ich sollte den Festvortrag halten. Da ist mir unmittelbar vor meiner Rede die Brille zerbrochen. Ich habe die einfach mit Tesafilm geklebt und die Rede mit einer geklebten Brille gehalten.
Frank-Walter Steinmeier: Ich kann überhaupt gar keine zynischen Menschen leiden. Also, ich kann keine Menschen leiden, die sich über ernsthafte Krisen lustig machen, und ich kann erst recht keine Menschen leiden, die mich hinterrücks belügen.
Frank-Walter Steinmeier: Ich mag Hunde und Pferde sehr gerne. Wespen und Schildkröten weniger.
Frank-Walter Steinmeier: Die finde ich ein bisschen langweilig.
Frank-Walter Steinmeier: Ich habe nichts gegen sie. Ich habe allerdings auch noch keine ganz nahe Berührung mit ihnen gehabt. Vielleicht würde sich mein Urteil dann ändern.