„Ich bin dann mal weg...“
Ein Interview mit dem Sänger und KI.KA-Moderator Ben
Ben erklärt den Bösen Wölfen, dass Moderieren gar nicht so einfach ist, wie man sich das vorstellt. Die Jungreporter waren von der Offenheit und Herzlichkeit des Moderators begeistert. Lies selbst!
Bist du lieber Sänger, Moderator oder Schauspieler?
Das frage ich mich auch manchmal. Ich glaube am sichersten fühle ich mich, wenn ich singe, also nach wie vor auf der Bühne. Da kenne ich mich aus, weil es auch meine Lieder sind. Wenn man so einen Song schreibt und ihn dann auch singt, dann ist das ganz toll, weil du vielleicht Monate mit einem Gedanken im Kopf rumgelaufen bist. Und auf einmal macht es klick und du triffst Leute, bist in einem Studio und singst das ein. Das ist ein tolles Gefühl. Ansonsten macht mir Moderieren auch echt Spaß. Ich fahre gerne zum KI.KA.
Was ist das Besondere am KI.KA?
Das Besondere am KI.KA ist, dass man hier beim Reinkommen schon mal nett begrüßt wird. Es gibt viele Menschen, die tragen den Kopf ganz hoch und die Nase ganz weit oben, wenn es heißt: „Ich arbeite beim Fernsehen“ und schreien alle an. Das ist hier schon mal nicht so.
Das Allerwichtigste ist mir, und das hört sich jetzt ein bisschen wie ein Oberlehrer an, dass wir wirklich gewalt- und werbefrei sind. Mich nervt Werbung zu 90%. Es gibt ganz wundervolle Werbungen, die ich auch unbedingt sehen will, wenn ich ins Kino gehe. Aber nicht dieses „Kauf dir jetzt dies und das, yeah, yeah“. Das ist hier nicht so.
Was gefällt dir an deiner Arbeit und was nicht?
Ich liebe an meiner Arbeit erst einmal, dass ich arbeiten kann. Es gibt so viele Menschen, die nicht wissen, was sie tun wollen oder sie wissen es und können es dann nicht machen. Es gibt viele Menschen, die mir vor zehn, elf Jahren gesagt haben: „Ben, warum moderierst du noch und singst nicht einfach nur? Warum schauspielerst du denn?“ Und jetzt ist es so, dass viele Leute sich sagen: „Hätte ich mal früher moderiert ...“, denn die haben momentan nicht so viel zu tun. Der Musikindustrie geht es ja nicht mehr ganz so gut, das habt ihr wahrscheinlich mitbekommen. Deswegen liebe ich auch meinen Job. Und was ich an meinem Job nicht mag, ist, dass es beim Fernsehen immer noch Hierarchien gibt.
Wie wird man eigentlich Moderator?
Ich kann dir nur sagen, wie ich Moderator wurde. Ich war bei „The Dome“ und hatte einen Auftritt. Man muss dort immer einen Tag vorher zur Probe da sein und da ist jemand krank geworden, der moderieren sollte. Ich saß zufällig gerade am Konferenztisch, also haben sie mich gefragt: „Sag mal, willst du nicht zwei kleine Ansagen machen?“ und ich habe gesagt: „Ja klar. Ich stell mich mal eben vor 12.000 Menschen und sag irgendjemanden an... Ich bin dann mal weg!“ Dann haben sie mich aber wirklich darum gebeten, ich habe es getan und es hat mir so Spaß gemacht. Seitdem moderiere ich.
Welche Eigenschaften sollte man als Moderator unbedingt haben?
Ich glaube, das Wichtigste ist, dass man nicht denkt: „Hallo, das ist mein Studio. Das bin ich, ich, ich“. Damit bist du da ganz falsch. Als Moderator moderiert man ja etwas und es dreht sich nicht alles um dich. Das war für mich auch eine Umstellung. Nicht weil ich denke, dass ich der tollste Typ der Welt wäre, sondern weil es vom Gesang her so ist, dass alle Kameras auf dich gerichtet sind. Man muss sich selbst zurückstellen, denn es geht um ein Thema beziehungsweise um einen Gast, den man eingeladen hat.
Was ist das für ein Gefühl vor der Kamera zu stehen und zu wissen: „Das sehen jetzt alle“?
Dieses Gefühl ist eigentlich während der Sendung weg, denn darum geht es ja nicht. Es geht darum, dass ich meinen Job richtig mache. Erstens für die ganzen anderen Leute, die da ackern, und zweitens, weil Moderation gar nicht so leicht ist, wie man immer denkt. Wir haben in unserem Studio hier fünf Kameras. Ich habe ein kleines Knöpfchen im Ohr, über das mir zwei Personen ständig etwas erzählen. Dann gibt es zwei Uhren im Studio, wo ich gucken muss, hab ich 25 Minuten, 30 Minuten oder eine Stunde Zeit. Und dann muss ich innerhalb von genau sieben Minuten jemandem „Hallo“ gesagt und dabei in diverse Kameras geschaut haben. Das ist schon manchmal ein sehr feines Timing.
Du warst für den KI.KA anlässlich der Fußball-WM 2010 ja auch in Südafrika. Was hat dir dort am meisten gefallen und was nicht?
Also, fangen wir mit dem Schlechten an. Nicht so gut gefallen hat mir, dass ich ab 20 Uhr abends nicht mehr auf die Straße gehen konnte ohne Angst zu haben, überfallen zu werden. Der Unterschied zwischen arm und reich ist dort einfach so immens. Wie wir Weißen uns dort lange Zeit verhalten haben, das hat mich teilweise echt bedrückt. Es ist einfach krass, wie die Weißen in riesen Villen leben und die Schwarzen in Blechhütten. Und schön ist dort das unglaublichste Licht, die leckersten Grillgerichte aus der ganzen Welt, die Luft und das Wasser, die Wellen. Das fand ich ganz toll.
Ist deine Familie stolz auf dich oder ist das für sie völlig normal?
Als das alles losging, war ich eher stolz auf meine Familie. Auf einmal war ich gar nicht mehr zu Hause und habe auch plötzlich unverhältnismäßig mehr Geld verdient als mein großer Bruder oder als mein Papa. Ich muss ganz ehrlich sagen, wenn mein kleiner Bruder plötzlich mit einem neuen Auto ankommen würde, klar würde ich mich freuen, aber ich könnte nicht garantieren, dass ich nicht mal kurz eifersüchtig wäre. Da muss ich meiner Familie großen Respekt aussprechen, denn es ist nichts diesbezüglich passiert. Auf der anderen Seite glaube ich, dass ich auch gut teilen kann, gerade was meine Familie angeht. Und meine Mama ist, glaube ich, wie jede Mama eben stolz auf ihr Kind.
Hast du noch eine Frage an uns?
Hat es sich für euch gelohnt, zum KI.KA zu kommen?
Ja, auf jeden Fall, weil es interessant ist zu sehen, wie eine Sendung gemacht wird und zu beobachten, wie alles so abläuft. Ich hatte mir das viel einfacher vorgestellt und viel größer. Ich wusste auch nicht, dass man dafür proben muss.
Interview: Coralie, Alica, Clara, Zoë und Chloé
Zeichnung: Emmanuelle
© Text und Bilder: Grand méchant loup - Mai 2010
www.boeser-wolf.schule.de
Danksagung: an den KI.KA und an Ben