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Beim Essen wurde nicht gesprochen

Die Kinderreporter des Bösen Wölfes haben mit zwei Spezialisten über Essen gesprochen:   Gunther Hirschfelder und Alain Quilloux

 

Suppentopf

Die Grundnahrung vor 100 Jahren

Zu den Hauptnahrungsmitteln gehörten in Deutschland verschiedene Kohlsorten, sehr viel Brot und Kartoffeln. Aber auch schon relativ viel Fleisch.

In Frankreich aß man - vor allem auf dem Land - jeden Tag Gemüsesuppe mit ein wenig gekochtem Schweinefleisch oder Hühnersuppe. Und auch viel Brot, mehr als heute.

Am Freitag wurde kein Fleisch gegessen, auch Ungläubige folgten dieser Tradition.

 

 

Essen auf dem Land vor 100 Jahren

Schwein und HühnerAuf dem Land kaufte man sehr wenig in Läden ein, Salz, Pfeffer, Tee... Es gab Gemüse aus dem Garten, Hühner, Kaninchen und Schweine, mit derem Fleisch die ganze Familie versorgt wurde. Dann wurde noch geangelt und so aß man Fisch.

Produkte, die man in Geschäften kauft, spielten eine viel kleinere Rolle als heute. So gab es viel weniger Kaffee und Kakao, vor allem viel wenigerBrot

Zucker und viel weniger Produkte aus anderen Ländern.

 

 


 

Schwein und HühnerEssen in der Stadt vor 100 Jahren

Wer in der Fabrik arbeitete und keinen eigenen Garten hatte, musste Lebensmittel kaufen, denn er könnte sie nicht selbst anbauen. Deshalb war es für arme Leute leichter auf dem Land zu überleben.

Kurz vor dem Ersten Weltkrieg hatte eine „Verbürgerlichung“ stattgefunden, das heißt, dass die Küche aus dem Bürgertum bei den Arbeitern und bei den Bauern Verbreitung fand.

In Deutschland wurden die ersten Kochbücher zum beliebtesten Hochzeitgeschenk. Sie sorgten dafür, dass Gerichte, die man heute als typisch deutsch ansieht, wie z.B. Schnitzel mit Kartoffeln, Leipziger Allerlei oder Rouladen dem größten Teil der Bevölkerung überhaupt erst bekannt wurden.

 

 

alte Kochbücher

Kochbücher aus Frankreich, Deutschland und Polen

 

 

Lebensmittel aufbewahren vor 100 Jahren

SalzbehälterFleisch wurde in Fett oder im Salz aufbewahrt. Es gab dafür spezielle Salzfässer. Die Fleischstücke wurden mit Salz aufgeschichtet und hielten so monatelang.

 

 

Alter Eisschrank

Man hatte keine Kühlschränke, man hatte Eisschränke. Man konnte Stangeneis kaufen, das in Höhlen oder Erdlöcher eingelagert wurde, und hatte einen kühlenden Schrank, wo man jede Woche ein Stück Eis hineinsteckte.

Insgesamt gab es viel weniger Dinge, die gekühlt wurden, alles wurde immer frisch gemacht.


 

Die Getränke vor 100 Jahren

In beiden Ländern tranken die Kinder fast nur Wasser. Sie tranken keinen Fruchtsaft.

Glas Bier

Glas WeinIn Frankreich wurden die Kinder sehr früh daran gewöhnt, Wein mit Wasser verdünnt zu trinken. Vor allem die Jungen auf dem Land. Man dachte, damit sie schön groß werden, sollten die Jungs eine kleine Portion Alkohol bekommen. Man sagte: "Es wird bei dem Bartwuchs helfen."

Auch 12-Jährige tranken in Deutschland schon ein Glas Bier.

 

 

 

Die Läden vor 100 Jahren

französischer Laden BoulangerieAuf dem Land gab es meistens in großen Dörfern ein kleines Geschäft, das Lebensmittel und weitere Artikel des täglichen Bedarfs anbot wie Seife, Wäsche, Zucker, Nägel, also von allem etwas.

In den Städten gab es viele Läden, in den Hauptstädten sogar Kaufhäuser, jedoch keine Supermärkte. Jeder Laden war auf bestimmte Produkte spezialisiert.

 

 

 

 

Am Tischein gedeckter Tisch


Essen bedeutete immer zusammen essen: Man aß nicht allein, sondern in Gemeinschaft. Und zwischendurch essen, das gab es nicht. Man saß gemeinsam an einem Tisch zu einer festgelegten Stunde und es gab auch Regeln. Der Hausvater bestimmte, wie man sich benehmen muss: Beim Essen wurde nicht gesprochen, in bürgerlichen Haushalten musste man genau drauf achten, wie man Messer und Gabel hielt.

 

 

 


essen aus einem Topf Zum Beispiel in Pommern, das jetzt ja zum großen Teil zu Polen gehört. Auf einem Gutshof versammelten sich damals der deutsche Bauer mit den Knechten, Mägden und allen Familienmitgliedern zum Essen am Tisch. Der Bauer selbst bekam ein großes Stück Fleisch, der erste Knecht auch, die alten Leute und die Kinder bekamen kein Fleisch. Man hatte eine Schüssel in der Mitte des Tisches, vielleicht mit einem Getreidebrei oder einer Kartoffelsuppe. Jeder hatte einen eigenen Holzlöffel und man löffelte gemeinsam einfach direkt aus der Schüssel. Das klingt so, als wäre das nicht besonders hygienisch, Krankheiten werden dadurch aber nicht übertragen und vor allem stiftete das gemeinsame Essen in hohem Maße Gemeinschaft.


Bei der Kinderwebsite zeitklicks.de kannst du noch mehr über das Essen vor 100 Jahren erfahren.

 

Quellenangaben: Interview mit Gunther Hirschfelder, Professor für Vergleichende Kulturwissenschaft und Interveiw mit Alain Quilloux, Geschichtslehrer, mit Chloé, Emmanuelle, Gaïa und Jeanne  Kinderredaktion Grand méchant loup

Zeichnungen und Foto: Alina, Emmanuelle, Gaia, Jean-Victor und Sidney / Kinderredaktion Grand méchant loup

Livres de cuisine : Grand méchant loup

© Grand méchant loup | Juni 2014