Ich finde gut, dass die Arbeit so vielseitig ist

Ein Interview mit Martin Verg, Chefredakteur von GEOlino*



 

Der Grand méchant loup ist nach Hamburg gefahren und hat dort die Redaktion der GEOlino besucht und gesehen, wie die GEOlino entsteht. Wir haben Martin Verg ganz lange ausfragen können, und danach gab es leckeres Essen in der Kantine.

Was machen Sie genau bei GEOlino?
Ich bin einer von drei Textredakteuren. * Wir haben natürlich noch ein paar freie Autoren,

aber wir drei machen eigentlich fast alles. Jeder hat seine Neigungen. Ich versuche, möglichst keine Tiergeschichten zu machen, ich mag lieber Entdecker-, Forscher- und Abenteurergeschichten, und ich denke mir die ganzen Bastelgeschichten aus. Neulich habe ich sogar Käse selber gemacht, als ich in den Ferien war.

Wie lange gibt es GEOlino?
Das allererste GEOlino gab es 1996, es ist fast so alt wie ihr wahrscheinlich. Der Anlass war, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, wurde 50 Jahre alt. Das zweite Heft kam dann erst ein Jahr später. Dann sollte es viermal im Jahr kommen, dann sechsmal im Jahr. Seit 2001 erscheinen wir monatlich.


Wer hat Lino, den Roboter, in GEOlino erfunden?
Es gab einen Leserwettbewerb, bei dem wir gefragt haben: GEOlino, was könnte das sein? Denkt euch doch mal eine Figur aus. Da haben wir über 1000 Bilder bekommen, die Jungen und Mädchen gemalt haben. Es waren sehr viele Roboter dabei. Und so hat Peter Mrozek - unser Comic-Zeichner - Lino, den Roboter, sich ausgedacht.


Für welches Alter ist GEOlino? Wir mögen Ihre Zeitschrift und wir finden es gut, dass es so viele Bilder gibt, aber es gibt ein bisschen zu viel Text.
Zu viel Text? Wir kriegen sehr viele Leserbriefe, also bestimmt um die 200 pro Woche, und da steht häufig drin, was du gesagt hast: tolle Bilder, aber die Texte sind ein bisschen lang. Wir kriegen aber mindestens genau so viele Briefe, in denen steht: Ihr könnt ruhig längere Geschichten machen, ich bin ja schon nach einem Tag durch. Wir sagen, die Leute, für die wir GEOlino machen, sind 8 bis 14 Jahre alt. Das ist natürlich klar, ein 8jähriger findet die Texte vielleicht ein bisschen lang, ein 14jähriger findet sie ein bisschen kurz.


Wie suchen Sie die Themen für Ihre Artikel aus? Wo nehmen Sie Ihre Ideen her?
Die meisten Ideen kommen natürlich aus unseren Köpfen. Wir haben auch noch die Bildredaktion. Viele Fotografen wenden sich direkt an die Bildredaktion und sagen: Ich war gerade in der Antarktis und habe tolle Pinguine fotografiert, wäre das nicht etwas für GEOlino? Oder ich war in Indonesien und habe Kinder, die in Baumhäusern wohnen, fotografiert, wäre das nicht etwas für euch?


Woher wissen Sie, dass die Leser ein Thema interessant finden?

Wir wissen ganz viel aus Leserbriefen. Fast in jedem zweiten Brief steht: Ich finde euch super, macht doch mal etwas über Pferde. So schreiben wir eine Nummer über Pferde. Wir machen auch Marktforschung: Tausend Kinder werden zufällig herausgepickt, und die werden dann abgefragt, was interessiert euch, worüber würdet ihr gern mehr lesen. Aber danach richten wir uns nicht so sehr. Wenn es zum Beispiel um Mode oder Popstars geht, das sind nicht unsere Themen. Sport schon.


Wie wichtig sind für Sie die Fotos?
Die sind natürlich ganz wichtig. Ich weiß nicht, ob ihr GEO kennt, das ist sozusagen das GEOlino für Erwachsene. Da sind Fotos auch ganz wichtig, dort kommt nur das Allerbeste vom Allerbesten rein. Das setzt sich bei GEOlino fort. Ich glaube, man sieht das auch.


Bei einem Interview, welche Fragen sind gut, und welche Fragen sollte man lieber nicht stellen?
Ich bin gar nicht so ein Interviewspezialist. Ich denke, Fragen sind gut, die den Befragten überraschen. Jetzt war das zum Beispiel eine Frage, mit der ich nicht gerechnet habe, sie war gut.

< - Das Layout der nächste Ausgabe von GEOlino 


Wie meinen Sie, sind Ihre Leser? Sind das eher Streber oder normale Kinder?
Das ist eine ganz spannende Frage. Sehr oft schreiben uns Kinder, ich habe eine eurer Geschichten gelesen und habe gleich eine ganz tolle Arbeit in der Schule geschrieben. Dann wiederum hören wir wieder auf die Marktforschung, also auf die Umfragen, die mit Kindern gemacht werden.


Was finden Sie gut an Ihrer Arbeit?
Ich finde gut, dass die Arbeit so vielseitig ist, dass ich alles machen kann: von Käse selber herstellen bis zu einer Geschichte, wie Columbus Amerika entdeckt hat... Es gibt Leute, die sagen, es waren irische Mönche noch vierhundert Jahre vor den Wikingern oder auch die Chinesen, die von der anderen Seite kamen und Amerika zunächst entdeckt haben. Das ist immer wieder etwas Neues. Toll sind die vielen Leserbriefe, die wir bekommen und die uns bestätigen, dass wir das im großen und ganzen richtig machen. Ich glaube, das ist nicht so, wenn man für Erwachsene schreibt.


Was gefällt Ihnen nicht daran? Was ist daran schwierig?

Wenn man jeden Monat fünf Geschichten schreiben muss über völlig unterschiedliche Sachen, kann man jedem Thema oft nicht so viel Zeit einräumen wie man bräuchte. Also wenn ich über die Entdeckung Amerikas schreibe, dann würde ich gern erstmal eine Woche lang nur lesen und mit Experten telefonieren. Dann könnte ich in Ruhe schreiben. Aber so viel Zeit haben wir in der Regel nicht. Es muss alles viel schneller gehen. Das ist dann nicht so schön.

 

von Alina, David, Johannes, Sidney und André              * Als wir Martin interviewt haben, war er noch

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