Es werden also sehr lange, sehr intensive Tage sein


Ein Interview der Kinderreporter mit Merryl Wilson, Volunteer für das Deutsch-Französische Jugendwerk - im Vorfeld der Frauenfussball-WM 2011

 

Für ein großes Ereignis wie die WM, braucht man viele Menschen, die freiwillig helfen. Diese freiwilligen Helfer nennt man Volunteers.
Merryl 23 Jahre, Studentin aus Paris, studiert zur Zeit in Berlin. Sie nimmt mit weiteren 50 jungen Französinnen und Franzosen an einem Projekt des Deutsch-Französische Jugendwerks (DFJW) teil. Gemeinsam mit den deutschen Volunteers werden sie die Spielerinnen der verschiedenen Mannschaften sowie die Zuschauer an den verschiedenen Austragungsorten unterstützen.

 

Volunteers sein

Wie kamen Sie dazu, Volunteer in Deutschland zu werden?
Das Deutsch-Französische Jugendwerk suchte Leute aus Frankreich und Deutschland und ich habe mich gemeinsam mit einer deutschen Freudin, die französisch studiert, beworben. 

Gibt es genauso viele Deutsche wie Franzosen?

Es gibt mehr Deutsche als Franzosen, denn die Franzosen müssen auch deutsch können.

Können Sie uns etwas über ihren Einsatz erzählen?
Wir sind vom Mittwoch bis Sonntag dabei, neun oder zehn Stunden pro Tag. Es werden also sehr lange, sehr intensive Tage sein, aber es sind nur fünf.

Und was machen Sie da?
Wir betreuen eine Schülergruppe aus Berlin, die beim Eröffnungsspiel Frankreich auf dem Spielfeld repräsentieren wird. Wir erklären ihnen, was sie tun müssen, wir führen sie von einem Ort zum anderen. Wir achten auf das Timing, damit die Schüler im richtigen Moment am richtigen Ort stehen.

Werden Sie durch irgendeine Form entschädigt? Bekommen Sie z.B Karten oder Geld?
Nein, wir bekommen kein Geld. Das ist das Prinzip des Volunteer-Programms, wir bekommen aber die Sportkleidung, die wir während der Meisterschaft tragen. Das sind fünf oder sechs Teile.

Sie arbeiten fünf Tage lang für Sportkleidungen?
Unseres Ziel ist nicht Geld zu verdienen, sondern etwas Deutsch-französisches gemeinsam zu erleben. Du triffst da viele junge Menschen aus Deutschland und Frankreich.

Und wie viele Volunteers werdet ihr sein?
Für das Eröffnungsspiel sind wir nur 40, aber insgesamt für das erste Spiel in Berlin sind es 300 Volunteers. Die anderen kümmern sich um die Zuschauer und um die Mannschaften.

Interessieren Sie sich für Fußball?
Nicht so. Für Sport ja, auf jeden Fall. Aber ehrlich gesagt: ich habe noch

nie ein Frauenfußballspiel gesehen.

Dann wird es ja langsam Zeit!
Sonntags nach dem Eröffnungsspiel bin ich mit meiner Aufgabe fertig, dann werde ich mein erstes Spiel live sehen, auf der Treppe.

 

 

Hatten Sie je etwas von Frauenfußball gehört?
Weder in Frankreich noch in Deutschland. Wenn ich meinen Freunden sage: "Ich bin Volunteer für die Frauen-WM", sagen sie mir, sie haben noch nie ein Frauenfußballspiel geguckt. Man hört jetzt ein bisschen mehr darüber in Deutschland. Vielleicht habe ich aber etwas verpasst...

Wird sich etwas dadurch ändern?
Falls Frankreich gewinnt, dann vielleicht. Aber die Spiele werden nicht im Fernsehen übertragen. Ich habe meine Mutter gefragt, ob sie das Eröffnungsspiel angucken wird, damit ich ihr zuwinken kann. Aber kostenlose Sendern übertragen die Spiele nicht, nur Private. Das ist nicht so toll. Außer Tennis kenne ich keinen Sport mit Frauen, der übertragen wird. Basketball nicht, Handball auch nicht, also warum dann Frauenfußball?

Finden Sie, dass man Frauenfußball mit eher männlichen Frauen verbindet?
Nicht so. Es gab z.B. eine Werbung mit der deutschen Frauenmannschaft, um das Image der als männlich abgestempelten Sportart zu verändern. Sie haben auch ein Kalender mit Fotos, wo sie sexy aussehen, gemacht.

Vier französiche Spielerinnen haben das auch gemacht. Es stand auch: "Müssen wir wirklich soweit gehen, damit ihr unsere Spiele anguckt?"
Im Hinterkopf steht immer noch das Bild, dass Fußball ein männlicher Sport ist. Wenn wir ein Frauenspiel angucken, das ist fast, als wäre  es eine andere Sportart. Ich habe nur einen Auszug auf youtube geguckt und das war weiblicher, finde ich.

Was war daran weiblicher?
Es gab weniger Agressivität. Bei Männerfußball geht es immer um ein Vorzeigen der Männlichkeit. Frauenfußball ist langsamer. Übernächste Woche weiß ich mehr, wenn ich mein erstes Spiel angeguckt habe.

Fußball wäre keinen Sport für Sie?
Ich bin nicht so sportlich, ich mag eher Theater. Ich habe Fußball in der Schule gespielt, wie jeder. Das war lustig, aber nicht so ernst gemeint.

 

Interview: David et André

Zeichnungen: Jean-Victor & Emil

Fotos mit Volunteers-Motiv © Deutsch-Französisches Jugendwerk

Foto Merryl Wilson und Texte ©Grand méchant loup | Böser Wolf - 2011

www.boeser-wolf.schule.de