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„Es ist auch gar nicht so lange her, dass die Frauen hier Fußball spielen dürfen.“

Ein Interview der Kinderreporter des Bösen Wolfes
mit drei Fussballerinnen des 1. FFC Turbine Potsdam

 

Der Grand méchant loup ist nach Potsdam gefahren und hat sich ein Spiel des 1. FFC Turbine Potsdam angeguckt, genauer gesagt das Achtelfinale des DFB-Pokals gegen Lütgendortmund. Natürlich haben die Turbienchen gewonnen, 7 zu 1 sogar, denn sie gehören ja zu den ganz großen. Mit drei von ihnen, Britta Carlson, Mannschaftskapitän Ariane Hingst und Anja Mittag haben wir gesprochen.

 

Was wollten Sie werden, als Sie ein Kind waren?

Anja: Polizistin.

Britta: Ich weiß nicht mehr. Feuerwehrmann fand ich ganz toll, also Feuerwehrfrau, aber davon gab es nicht so viele.

Ariane: Ich wollte Fußballprofi werden. In der dritten Klasse mussten wir einen Aufsatz schreiben, es war mein erster Aufsatz, da habe ich geschrieben, dass ich Fußballprofi werden wollte.

Waren Sie schon immer gut im Fußball?

Ariane: Nee, man fängt klein an, zum Glück habe ich mich verbessert.Wenn ich noch so wie damals spielen würde, dann würde ich hier nicht sitzen.

Haben Sie früher mit Jungs oder mit Mädchen Fußball gespielt?

Anja: Ich habe angefangen mit Jungs, so im Verein, und dann ab einem gewissen Alter nur mit Mädchen.

Nervt Sie das, dass man über Frauenfußball manchmal lacht?

Anja: Ich habe das gar nicht so mitbekommen, dass man über Frauenfußball lacht. Durch die WM und die Erfolge ist es auch so, dass immer mehr Menschen das respektieren. Sogar die ältere Generation, auch die Männer, die sind mittlerweile dafür gestimmt und gucken es gerne an.

Gibt es Frauenmannschaften in jedem Land?
Ariane: Nee, nicht wirklich. Es gibt viele Länder,wo die Rolle der Frau nicht so angesehen ist, sie dürfen erst recht keinen Fußball spielen. Aber es werden immer mehr. Z. B. in Afghanistan gibt es Frauen, die spielen dürfen, zwar unter Vorkehrungen, so dass keiner sie sieht: Sie spielen total bedeckt, aber sie dürfen inzwischen. Es ist nicht in jedem Land so, dass die Frau Rechte hat.

Britta: Es ist auch gar nicht so lange her, dass die Frauen hier Fußball spielen dürfen. Ich glaube, erst seit Mitte der siebziger Jahre.

Können Sie uns erzählen, wie ein Tag mit einem Fußballspiel aussieht, z.B. heute?
Ariane: Heute war ein schöner Tag.Wir haben erst um 15 Uhr gespielt, das hieß, dass wirrichtig lange ausschlafen und in Ruhe frühstücken konnten. Heute war ein Heimspiel, es istdann so, dass wir uns anderthalb Stunden, bevor das Spiel anfängt, treffen. Man konzentriert sich ein bisschen auf das Spiel und dann fahren wir zum Stadion.Es wird vielleicht ein Verband angelegt, falls jemand verletzt ist am Fuß.Dann kommt der Trainer schon rein, macht die Spielbesprechung, wir gehen auf den Platz und wärmen uns auf.

Nach dem Spiel haben wir entweder Grund zum Feiern oder wir trauern ein bisschen, weil wir verloren haben.

Was machen Sie,wenn Sie gewinnen? Wein trinken, Bowling spielen, ins Kino gehen?
Anja: Jeder macht das für sich selbst. Nach großen Erfolgen gehen wir vielleicht alle gemeinsam weg, etwas trinken oder tanzen, aber so wie heute verläuft es sich dann. Dann gehen wir rechtzeitig schlafen, damit wir am nächsten Tag wieder zur Arbeit gehen.


Und wenn Sie verlieren, was machen Sie?
Britta: Dann suchen wir Schuldige. Das ist der Trainer, sagen wir.

Sind Sie immer Fußballerin,auch wenn Sie schlafen?
Anja: Nein,ich glaube,im Schlaf schalte ich ab. Man träumt sicherlich auch von Fußball, aber
man hat auch gerne seine Ruhe vom Fußball.


Wovor haben Sie am meisten Angst?

Ariane: Vorm Fliegen. Als Fußballerin muss man oft fliegen und je mehr ich fliege, desto mehr Angst habe ich, z.B. in ein Gewitter zu gelangen oder beim Start. Jetzt gibt es Momente, da möchte ich lieber nicht ins Flugzeug einsteigen.
Anja: Ich denke, man hat ganz viele Ängste, das Schlimmste ist der Tod.
Britta: Ich habe Angst vor Verletzungen. Ich bin leider schon mehrmals verletzt worden, und das hat mich immer zurückgeschmissen für ein, zwei Jahre. Wenn ich noch mal eine große Verletzung hätte, müsste ich mit dem Fußball aufhören, das ist meine größte Angst.

 

Interview: Anastasia, Emilia und David

Zeichnungen:

Text, Zeichnungen und Fotos: © Böser Wolf - eEducation Masterplan Projekt

- Januar 2007