Die Aufnahme der Pferde für die Armee
Eine Reportage der Bösen Wölfe über das alte Pferdelager in Selles-sur-Cher
Vor dem Ersten Weltkrieg spielten Pferde auf dem Schlachtfeld noch eine sehr große Rolle. Man ahnte noch nicht, dass Panzer bald wichtiger als sie sein würden. Die Armee brauchte also Pferde.
In Selles-sur-Cher gab es ein "Camp de remonte", ein Lager, in dem Pferde gesammelt und ausgebildet wurden, bevor sie in der Armee eingesetzt wurden.
Das Lager wurde 1903 errichtet und war eine große Einnahmequelle für die Leute in der Umgebung. Ein Pferd fraß in Friedenszeiten täglich 4kg Heu, 4kg Stroh und 4kg Hafer. Alles wurde von den Bauern der Region geliefert.
Das Lager bestand aus mehreren Gebäuden, die sich entlang einer Allee gegenüber standen.
Es gab große Ställe, aber auch eine Küche und einen großen Speisesaal, Räume für die Soldaten, einen großen Schuppen für die Futterlagerung, noch einen kleinen Schuppen, ein Lazarett mit Tierärzten und eine Schmiede, wo die Hufe der Pferde beschlagen wurden.
Während des Ersten Weltkrieges benötigte die französische Armee 4500 neue Pferde pro Woche. Das Lager in Selles-sur-Cher beherbergte bis zu 400 Tiere, die von dort mit dem Zug an die Front transportiert wurden.
Im Juni 1918 überließen die Franzosen den amerikanischen Truppen das Lager, die gekommen waren, um die Deutschen von Frankreich aus zu bekämpfen. Die letzten Pferde wurden im April 1919 verkauft. Das Lager verlor mehr und mehr an Bedeutung.
Zwischen 1937 und 1939 wurden die Gebäude teilweise genutzt, um Bürgerkriegsflüchtlinge aus Spanien unterzubringen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die großen Ställe zeitweise für die Industrieproduktion genutzt. Ein Teil der Gebäude wurde zu Sozialwohnungen umgebaut.
Wir haben uns angesehen, was von den Pferdeställen übrig blieb. Sie werden bald vollständig zerstört sein.
Bei unserer Suche sind wir auf alte Viehtränken gestoßen, die noch aus der Zeit des Pferdelagers stammen.
Auch wenn nur noch Ruinen zu sehen sind, war es doch sehr ergreifend, den Ort zu besuchen, in dem so viele Pferde versorgt wurden, bevor sie auf den Schlachtfeldern umkamen.
Ein altes Fenster im einem Pferdestall Ein alter Ringanker, um die Pferde festzumachen.
Über den Viehtränken stehen noch ein paar Pferdenamen: Ocedar, Amourette...
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Text: Alina (Redaktion Grand méchant loup)
Bilder: Dagmara (Redaktion Grand méchant loup)
Fotos: David (Redaktion Grand méchant loup)
Informationsquellen und Postkarten: Tanguy, Yves/Ollier, Michel : Le Camp de la remonte / l'histoire d'un quartier de Selles-sur-Cher (1903-1940) in Les cahiers des amis du vieux Selles, 1989
© Grand méchant loup | Böser Wolf
April 2014